Nuuk – Auf Grönland sind nach Auskunft der US-Raumfahrtbehörde NASA zwei- bis viermal so viele Gletscher vom schnelleren Schmelzen bedroht, als man zuvor gedacht hatte. Der Grund: Die Gletscher haben buchstäblich zuviel Tiefgang – sie reichen ins Meer und dort weiter in wärmere Tiefenströmungen hinab, als gut für sie ist.

Neue Karten, die von der NASA gemeinsam mit rund 30 anderen Forschungseinrichtungen erstellt wurden, zeigten so detailliert wie nie zuvor den Meeresboden an der Küste und den Felsboden unter Grönlands Eisdecke. Demnach reichen zwei- bis viermal so viele Küstengletscher wie bisher gedacht mehr als 200 Meter unter die Meeresoberfläche.

Die oberen 200 Meter enthalten Wasser aus der Arktis und sind vergleichsweise kalt, das Wasser darunter jedoch strömt von weiter südlich in das Gebiet und ist bis zu vier Grad Celsius wärmer. Wenn die Gletscher also in diesen wärmeren Teil des Meeres reichen, schmelzen sie schneller. "Diese Ergebnisse zeigen, dass das Eis in Grönland stärker vom Klimawandel bedroht ist, als wir erwartet hatten", sagte NASA-Manager Josh Willis. (APA, red, 3. 11. 2017)