Intensiv: Evelyn Herlitzius als Kátja Kabanová.


Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Unerbittlich kündigt das pochende Paukenmotiv von Beginn an die Erfüllung der schicksalshaften Fügung an. Die Protagonistin von Leoš Janáčeks Kátja Kabanová wird Ehebruch begehen, von ihrer Umgebung geächtet und in den Tod getrieben werden. Bei der Premiere an der Wiener Staatsoper unter Franz Welser-Möst vor sechseinhalb Jahren wurde das herbe Motivgefüge der Partitur eher akribisch durchleuchtet als dramatisch durchpulst.

Nun, bei der 14. Aufführung der etwas flachen, doch funktionierenden Inszenierung von André Engel klang das Staatsopernorchester unter der Leitung von Graeme Jenkins ungehemmter, musikantischer und wilder – auch auf die Gefahr hin, zuweilen für die Sänger etwas gar zu präsent zu werden: Doch kam auch ungleich mehr urwüchsige Dramatik und Bedrohlichkeit zum Vorschein, was das Stück wesentlich packender wirken ließ.

Die Besetzung ist – mit Ausnahme des schon seit der Premiere sonor-düster auftrumpfenden Wolfgang Bankl als Dikoj in der aktuellen Aufführungsserie großteils neu: Als Boris ließ sich Herbert Lippert zwar als leicht erkältet ansagen, wirkte jedoch unverwüstlich wie eh und je und stemmte die Partitur mit durchgängiger Verlässlichkeit. Janina Baechle war eine bitterböse, dunkel orgelnde Kabanicha, Leonardo Navarro ein der Figur angemessen braver Tichon, Carlos Osuna ein handfester Kudrjáš.

Und die Protagonistin? Evelyn Herlitzius bewältigte die ungemein anspruchsvolle Partie der Kátja um den Preis des Forcierens, fand aber dabei herzerweichenden Ausdruck – bis sich ihr unerbittliches Schicksal vollendete. (daen, 3.11.2017)