Lindholms Theorie ist geprägt von einem Vorfall, der am Beginn dieser Folge steht.

Foto: ORF/ZDF/Marion von der Mehden

Nach dem Ausflug ins Horrorgenre ist der Tatort diese Woche wieder in der Realität angekommen. Weniger Horror spielt es aber nicht.

Die neue Folge heißt am Sonntag um 20.15 Uhr Der Fall Holdt (ORF, ARD) und beruht auf wahren Begebenheiten. Konkret geht es um die Entführung der Maria Bögerl in Baden-Württemberg 2010. Die Kidnapper verlangten von ihrem Mann, einem Bankdirektor, 300.000 Euro Lösegeld. Um die Identität der Entführer entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das es schließlich bis in die Sendung Aktenzeichen XY ... ungelöst schafft.

Bögerl heißt im Tatort Julia Holdt, und hier spielt der Ehemann eine undurchsichtige Rolle. Charlotte Lindholm wird gerufen, sie hat bald ihre eigene Theorie. Die ist geprägt von einem Vorfall, der am Beginn dieser Folge steht. Die Kommissarin wird nach einer Party auf einem Parkplatz angegriffen und verprügelt. Sie ist verunsichert und wütend – und schweigt.

Man könnte nun anmerken, dass eine gestandene Polizistin sich gegen körperliche Angriffe zu wehren wissen sollte. Lindholm ist im Moment der brutalen Attacke so baff, dass sie nur einen Polizeigriff anbringen kann, sich dann aber nicht mehr wehrt. Spätestens hier sind wir bei #MeToo angekommen, was die Folge zu einem zufälligen, aber hilfreichen Beitrag zur Debatte macht, weil es um Reaktionen auf Gewalt von Männern an Frauen geht.

Das Drehbuch zu diesem hervorragenden Tatort schrieb Jan Braren, Regie führte Anne Zohra Berrached. Charlotte Lindholms Schweigen hat fatale Folgen und appelliert an Opfer, sich für das Erlittene nicht zu schämen: Scham nützt nur den Tätern. (Doris Priesching, 5.11.2017)