Die Verbandsspitze um Präsident Reinhard Grindl gibt sich als Advokat der Aufklärung.

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Frankfurt am Main – In der Affäre um die WM 2006 wird nun auch die neue Spitze des Deutschen Fußball-Bundes durch Enthüllungen des "Spiegels" belastet. Das Nachrichtenmagazin zitiert in seiner neuen Ausgabe aus Unterlagen der FIFA-Ethikkommission und kommt zu dem Schluss, dass das aktuelle DFB-Präsidium 2016 "leichtfertig die Chance verspielt hat, das Rätsel um die Vergabe des WM-Turniers 2006 aufzulösen".

Konkret geht es um Aussagen des DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch vor den Ethikhütern des Fußball-Weltverbandes im April 2016. Dabei soll Koch ein "kurzes Schreiben von Bin Hammam" bestätigt haben, in dem der frühere FIFA-Funktionär aus Katar erklärt habe, "dass er bereit sei, Aussagen zu machen, und bereit sei, uns in Doha zu empfangen". Der DFB sei darauf jedoch nicht eingegangen. Bisher hatte vor allem DFB-Präsident Reinhard Grindel immer betont: "Was wir in der WM-Affäre aufklären konnten, ist aufgeklärt." Man habe keine Chance, an Informationen von Bin Hammam zu kommen.

Der nachweislich korrupte Funktionär aus Katar ist eine der Schlüsselfiguren des Skandals. Im Jahr 2002 floss eine Millionensumme von einem Konto des WM-Organisationschefs Franz Beckenbauer über die Schweiz an eine Firma von Mohamed bin Hammam. Beckenbauer hatte für diese Zahlung wiederum einen Millionenbetrag von dem früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus erhalten. Das WM-Organisationskomitee zahlte diese umgerechnet 6,7 Millionen Euro im April 2005 falsch deklariert an Louis-Dreyfus zurück. Wofür das Geld ursprünglich verwendet wurde, ist nach wie vor nicht geklärt. (APA, 4.11. 2017)