In Deutschland ebenso heiß diskutiert wie hierzulande: Das leidige Thema Sonntagsöffnung.

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Berlin – Der 24. Dezember fällt heuer auf einen Sonntag. Last-Minute-Shopper müssen also in diesem Jahr schon zeitiger ihre Geschenke erstehen. Außer sie finden ihr Auslangen mit dem Angebot in jenen Verkaufsstellen, die auch während des Jahres am Sonntag offen haben, etwa in Tourismusgebieten oder an Bahnhöfen. In Deutschland ist nun eine Diskussion um den Paragraph 15 des Ladenschlussgesetzes entbrannt: Dieser besagt, dass Geschäfte, die überwiegend Lebensmittel verkaufen, am 24. Dezember, so dieser auf einen Sonntag fällt, bis zu drei Stunden und bis längstens 14 Uhr ihre Türen öffnen dürfen.

Zahlreiche Supermärkte wollen – wie sie bereits kundgetan haben – die Möglichkeit nicht nützen. Der Diskonter Aldi etwa teilte mit, seine Filialen zum Finale der umsatzstarken Weihnachtswoche am 24.12. deutschlandweit geschlossen zu halten. Man denke zu Weihnachten an die Mitarbeiter, "die nach einer langen, intensiven Woche in Ruhe das Weihnachtsfest begehen sollen", begründete der Handelskonzern die Entscheidung.

Einige wollen aufmachen

Bei Rewe hieß es, von den zusammen mehr als 5.000 Supermärkten der Ketten Rewe und Penny blieben lediglich die sogenannten Filialmärkte komplett geschlossen. Die rund 1.200 selbstständigen Kaufleute im Rewe-Netz könnten dagegen in Eigenregie entscheiden. "Es gibt einige, die aufmachen wollen", sagte ein Rewe-Sprecher. Der deutsche Marktführer Edeka betonte, die Mehrzahl der Märkte werde von selbstständigen Kaufleuten geführt. Diese würden eigenständig über ihre Öffnungszeiten entscheiden. Der Diskonter Lidl konnte zunächst noch keine Auskunft zum Vorgehen geben.

Beim Handelsverband Nordrhein-Westfalen schätzte Sprecherin Simone Schwan, dass rund 80 Prozent der Läden von der Möglichkeit einer Weihnachtsöffnung keinen Gebrauch machen werden. "Im Moment sieht es so aus, als wenn die meisten geschlossen haben", sagte sie.

Gewerkschaft ruft zu Einkaufsverzicht

Die Gewerkschaft Verdi ist jedenfalls alarmiert und ruft zu einem Einkaufsverzicht auf. "Die Einzelhandelsbeschäftigten wollen sich wie jeder andere auf das Weihnachtsfest vorbereiten und gemeinsam mit ihren Familien feiern."

Wenn der 24. Dezember heuer ein Sonntag ist, "ist die Überlegung, gerade an diesem Tag die Sonntagöffnungszeiten anwenden zu wollen, unglaublich zynisch", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Die Gewerkschaft fordere die Verbraucher dazu auf, zu den Zeiten einzukaufen, zu denen es für die Beschäftigten im Handel auch human sei, sagte der zuständige Tarifkoordinator Einzelhandel bei Verdi, Orhan Akman. "Ich würde den Kunden davon abraten, am 24. Dezember einkaufen zu gehen", sagte Akman. Der einzelne Beschäftigte habe dagegen keine Chance, sich gegen Arbeit am Heiligen Abend zu wehren.

Die Regelung der Ladenschlusszeiten ist Ländersache. Eine zeitlich befristete Öffnung am Heiligen Abend ist in einzelnen deutschen Bundesländern wie etwa Nordrhein-Westfalen zulässig, sofern vor allem Lebens- und Genussmittel im Angebot sind. Unterschiedlich sind auch die möglichen Öffnungszeiten in den Ländern etwa von Supermärkten oder Bäckereien. (APA/red, 5.11.2017)