Rund 30.000 Kunstwerke umfasst die berühmte Sammlung von Monte dei Paschi. Nun muss die älteste Bank ihre Sammlung Stück für Stück verkaufen.

Foto: APA/AFP/Giuseppe Cacace

Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) muss ihre gesamte Kunstsammlung versilbern. Das hat die EU-Kommission beschlossen, der Erlös aus den Verkäufen wird in die Sanierung des Instituts fließen. Zum Vermögen der Bank zählen unter anderem rund 30.000 Kunstwerke, die in der Sammlung MPS enthalten sind und in der Bilanz mit einem Buchwert von 124 Millionen Euro aufscheinen. Die regionale italienische Kommission, die für das Kunstvermögen der Toskana zuständig ist, hat sofort reagiert: Der Verkauf der historischen Sammlung "Collezione Chigi Saracini" sei an bestimmte Klauseln gebunden und schwer umsetzbar. Vor allem dürfe die Sammlung nicht zerstückelt werden.

Angeblich haben sich bereits internationale Kunstsammler, aber auch Finanzinvestoren für die Kunstwerke interessiert. Fokus der Sammlung liegt auf den Werken der "Schule aus Siena" aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Zu den bedeutendsten Malern, die in der Sammlung vertreten sind, zählen Sano di Pietro, Pietro Lorenzetti, Francesco Bartoli und Andrea di Bartolo. Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni hat bislang keinen Einwand gegen den von der EU verordneten Verkauf erhoben. Doch andere Politiker und Kulturmagnaten haben bereits ihr Kriegsbeil ausgegraben.

Sienas Bürgermeister Bruno Valentini etwa warnte ausdrücklich vor einer Zerstückelung der Sammlung. Und: Andere Krisenbanken befürchten, dass das Beispiel Schule machen könnte und auch sie ihre Kunstsammlungen im Rahmen der Bankensanierung verkaufen müssen.

Staat zahlt ein und drauf

Der italienische Staat ist vor kurzem gemeinsam mit dem Rettungsfonds Atlante mit insgesamt acht Milliarden Euro eingesprungen, um Monte dei Paschi vor dem Untergang zu retten. Die staatliche Beteiligung am Institut wird letztlich bis zu 70 Prozent betragen. Monte Paschi – die älteste Bank der Welt – war durch Missmanagement, einen Derivate-Skandal und einen Berg an faulen Krediten (Non-performing Loans, NPL) in Schieflage geraten. Die Aktien wurden im vorigen Dezember vorübergehend von der Börse genommen, seit gut einer Woche notieren sie nun wieder mit bis zu 4,66 Euro pro Papier. Dieser Preis liegt immer noch unter jenen 6,49 Euro je Aktie, die der italienische Staat bei seinem Einstieg im Sommer auf den Tisch legte bzw. unter den 15 Euro, mit denen die Papiere am 22. Dezember notierten, als sie vom Börsenblatt gestrichen wurden.

Für Versicherer Generali, der vier Prozent an MPS hält, sind die Verluste noch höher, da er seine MPS-Anleihen wegen EU-Regularien um 8,65 Euro eintauschen musste. Die EU hat der MPS eine Rosskur verschrieben. Rund 600 der 2000 Zweigstellen sollen geschlossen, 4000 Beschäftigte abgebaut werden. Gewinn (1,2 Milliarden Euro) wird erst für 2021 erwartet. Am Dienstag wird die Bank ihre Quartalsergebnisse präsentieren, sie dürften wegen Ausgliederung und NPL unter der Nulllinie liegen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 5.11.2017)