Rum, Drinks, karibisches Flair mit Palmenstrand und Sonnenschein – gemeinhin sind Assoziationen mit Jamaika angenehm. In Deutschland hingegen, bei den Sondierungsgesprächen, ist genau das Gegenteil der Fall. CDU, CSU, FDP und Grüne quälen sich so mühsam durch die Sondierungen, dass man sich fragt: Wie, bitte, soll das jemals in ordentlichen Koalitionsgesprächen, geschweige denn in einer Koalition enden?

Natürlich ist es nicht leicht. Es sitzen schließlich potenzielle Partner an einem Tisch, die jahrzehntelang als erbitterte politische Gegner galten. Das gilt im Besonderen für die CSU und für die Grünen, man muss hier gar nicht die allerstrittigsten Themen Asyl und Klima bemühen. Auch in der Landwirtschaft und der Verkehrspolitik sind die Differenzen ziemlich groß.

Dennoch ist das Schauspiel, das die Jamaikaner abliefern, ein eher armseliges, und das sollte sich schleunigst ändern. Man will ja nicht übermütig werden, aber ein Hauch einer Vision über Jamaika wäre auch nicht schlecht. Einen Überbau, eine Idee, warum diese vier Parteien das Land gemeinsam weiterbringen wollen, könnte man schon erwarten. Jamaika wäre ja eine Premiere.

Doch alles, was Schwarze, Grüne und die "gelben" Liberalen zustande bringen, ist die Vermittlung des Stoßseufzers: In Gottes Namen, dann sondieren wir halt, es bleibt uns ja nach dem Gang der SPD in die Opposition nichts anderes übrig. Aufbruchstimmung schaut anders aus.

Enthusiasmus kann man nicht von oben einimpfen, aber es läge auch an Merkel. Sie lässt, wie so oft, die Dinge laufen. Es reicht aber nicht, manchmal wie Queen Mum auf dem Balkon der Parlamentarischen Gesellschaft zu erscheinen. Die Jamaikaner brauchen Führung, sie brauchen eine Chefin, die das Projekt zur wichtigen Angelegenheit macht. Da ist bei Merkel noch deutlich Luft nach oben. (Birgit Baumann, 5.11.2017)