Welchen Sieg Josh Homme da andeutet, blieb sein Geheimnis. In der Wiener Stadthalle konnte seine Band Queens Of The Stone Age jedenfalls keinen Triumph verbuchen.

Foto: Christian Fischer

Wien – Elvis Presley hat bereits er um zwei Jahre überlebt, immerhin. Punkto Ausschweifung hat Josh Homme zwar einiges auf dem Konto, aber entweder er hat die besseren Ärzte oder doch so etwas wie Selbstbeherrschung. Betrachtet man sein schon am Hals zu spannen beginnendes Hemd, kann einem der späte Elvis durchaus in den Sinn kommen, als dieser sein Hüftgold mit den breitesten Gürteln nicht mehr zu verbergen vermochte und sich die Schokosandwich-Amphetamin-Burger-Diät im Antlitz unvorteilhaft niederschlug.

Zwar zappelte Josh Homme am Sonntag in der Wiener Stadthalle teilweise wie der König des Rock 'n' Roll zu Beginn seiner Karriere, doch die Kondition ließ sichtlich zu wünschen übrig. Diese Beobachtung korrespondierte mit dem Gesamteindruck des Konzerts seiner Band Queens Of The Stone Age.

Tiefer gestimmte Gitarren

Zwar vermochte die fünfköpfig aufgestellte Mannschaft ordentlich Druck zu entfachen, das tut heiße Luft aber auch. Die kalifornische Band aus dem Bereich des Heavy- und Stonerrock mit den berühmten, den Bandsound definierenden tiefer gestimmten Gitarren, trug also dick auf.

Das erzeugte gut Lärm, und dafür war man inmitten eines Meers aus scheinbar eher der Kammermusik zugetanen Ohrstöpselträgern schon dankbar. Sollten inmitten dieses Lärms auf Bühnenseite aber irgendwelche Nuancen überlegt worden sein, saalseitig waren Zwischentöne nicht auszumachen.

Gute-Laune-Slalom

Der mächtige Opener des aktuellen Albums Villains, der Song Feet Don't Fail Me, wurde so zu einer ersten von vielen plumpen Dampfwalzen, die in der problematischen Akustik der Stadthalle versenkt wurden. Zwischen leuchtenden Kippstangen versuchte Homme derweil so etwas wie einen Gute-Laune-Slalom, trat gegen die Stangen, wich ihnen beim Zurückschwingen aus und winkte auf die Ränge: "Hi!" Ja, eh.

Der darauffolgenden Anfrage, ob das Publikum mit ihm ein Tänzchen wagen wolle, konnte dieses mangels eines entsprechenden musikalischen Angebots leider nicht nachkommen, aber gut, man könnte auch beim Kuchenbacken zum Brei die Hüften kreisen lassen. Es bliebe halt eine trockenschwimmerische Übung.

Queens Of The Stone Age waren bei ihrem Auftauchen Ende der 1990er eine Ausnahmeerscheinung. Aus der Band Kyuss hervorgegangen, setzten Homme und Co zur Welteroberung an, gaben es auf Alben wie Songs For The Deaf knüppeldick und sexy zugleich. Mittlerweile ging diese Formel in einem behäbigeren Rockformat auf, das auf dem aktuellen Album mit Disco-Antäuschern aufgelockert wird. Ein großer Wurf gelang damit nicht, und die Disco ließ sich schließlich auch nicht ins Konzerterlebnis überführen.

Gitarrenmigräne

Nicht einmal hundertfach aufgeführte Songs wie No One Knows entfalteten ihre Wirkung: Hommes Gitarre wurde von einer akuten Verstimmungsmigräne heimgesucht, das half der Darbietung natürlich auch nicht. Zu selten blitzte an dem Abend auf, welche Macht die Band zu entwickeln imstande ist. I Sat By The Ocean klang halbwegs brauchbar, insgesamt überwog die Routine.

Viel Publikum zog deshalb bereits vor dem Ende des Konzerts ab und leistete am traditionell gut bestückten Merchandise-Stand seinen Beitrag zur Kollekte. Eine Boutique mit Musik. Das kennt man doch, das gibt es öfter einmal. Nur muss man dafür normalerweise keinen Eintritt berappen. (Karl Fluch, 6.11.2017)