Wien – Der Container ist Bosch erspart geblieben: Obwohl es tatsächlich Ideen gab, das weltberühmte "Weltgerichts-Triptychon" von Hieronymus Bosch aus der Gemäldegalerie während der Sanierung der Akademie der bildenden Künste in einem Container am Schillerplatz zu präsentieren. Ein Einfall der Rektorin Eva Blimlinger etwas abwegig schien: Hätte man mit einem Kran doch mit den Container samt Bosch entführen können.

Hieronymus Bosch: "Weltgerichts-Triptychon", um 1490 – um 1505 (Öltempera auf Eiche)
Foto: Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Wenig begeistert wäre sicher auch das Bundesdenkmalamt vom Vorschlag des Ministeriums gewesen, den Bosch einfach solange auf Reisen zu schicken. Denn: der Bosch reist nicht! Auch zu den großen Ausstellungen zum 500. Todestag des niederländischen Meisters blieb der Flügelaltar in Wien.

Aber im Depot versauern sollte das Herzstück der Sammlung während der drei Umbaujahre auch nicht. Und so reiste das heikle Stück doch; zwar nur wenige hundert Meter weit, aber weit genug um für schlaflose Nächte zu sorgen, so Blimlinger. Gemeinsam mit der Generaldirektorin des Kunsthistosischen Museums (KHM) Sabine Haag fand sie im Theatermuseum neue Bleibe für den Bosch sowie viele anderen Schätze aus der Sammlung: Mit 8. November startet das dreijährige Gastspiel der Gemäldegalerie im Theatermuseum.

Museale Wohngemeinschaft

Am Montag stellte sich die neue WG, die am Lobkowitzplatz nun "friedlich zusammenwohnen" (Haag) wird, vor. Eine Kooperation, von der man sich aufgrund verschiedener Zielpublika auch neue Impulse und Inspirationen erwartet. Das Formale zu Kosten und Einnahmen hat man im Vorfeld geklärt; die Miete für das Ausweichquartier, von dem man nun ein Drittel der Ausstellungsfläche nutzt, muss die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) entrichten.

Die Grisaille-Malereien am Altar von Hieronymus Bosch (li.) vor dem grellfarbigen, monumentalen Wimmelbild "Ihr Schön" von Jonas Burgert.
Foto: Lisa Rastl

Das "Weltgerichts-Triptychon, das erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Gemäldegalerie verlassen hat, werde "nie wieder so schön wie hier präsentiert sein", schwärmte Gemäldegalerie-Direktorin Julia M. Nauhaus. Die Arbeit, eines von Boschs Hauptwerken, ist so im Raum positioniert, dass man auch hinter den Altar treten kann, um die Grisaille-Malerei auf den Flügelaußenseiten zu betrachten. Um die Sicherheit der Gemäldetafeln müsse man sich jedoch nicht sorgen: Obendrein sei das Triptychon hier auch besser – mit einer eigenen Alarmanlage – gesichert, so Nauhaus.

Neben dem Bosch-Altar, der im Dialog mit einem monumentalen Wimmelbild neueren Datums von Jonas Burgert präsentiert wird, zeigt man in sieben Sälen und Sälchen ein Best-Of der Sammlung vom 15. bis ins 19. Jahrhundert und Aquarelle zur österreichischen Brasilien-Expedition von 1817/1718 von Thomas Ender aus dem Kupferstichkabinett.

Bosch und Bühnenstück

Als wäre Bosch allein noch nicht theatrales Schauspiel genug, wird das Zugpferd der Gemäldegalerie tatsächlich noch zum "Hauptdarsteller" eines Bühnenstücks. "Bosch on Stage" heißt das Projekt für das Jérôme Junod ein Stück zum Bild geschrieben hat. Am 22. November feiert es im Eroica-Saal Premiere; der Autor inszeniert die Koproduktion mit Salon5 selbst. (kafe)