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Wilbur Ross, Handelsminister der USA.

Foto: Reuters / Bobby Yip

Donald Trump, sagt Wilbur Ross, war stärker als die meisten Pleitiers, mit denen er es in seiner langen Karriere zu tun hatte. Damals, 1990, sei der Immobilienmagnat nach dem Debakel seiner Casinokette in Atlantic City vor finanziellen Ruinen gestanden. Doch Ross gefiel, was er sah – oder er hielt es zumindest für profitabel. Und so überredete er damals, als Vertreter der Gläubiger, seine Klienten zu einem Deal mit Trump. Ross will den Wert des "Trump"-Namens erkannt haben.

Die Anekdote passt zum Ruf des einstigen Rothschild-Beraters und späteren Investors, der sich darauf spezialisiert hat, US-Firmen, denen keiner mehr Chancen gab, zu kaufen und profitabel zu machen. König der Bankrotte nennen ihn deshalb US-Medien.

Vor allem ist es der Beginn einer Beziehung, die für beide von Vorteil war: für Trump, weil ihn Ross später, im Wahlkampf 2016, unterstützte und auf einen Anti-Nafta- und Anti-TPP-Kurs polte. Für den Investor, weil Trump sofort an den heute 79-Jährigen dachte, als es galt, den Posten des Handelsministers zu besetzen. Ross erhielt den Job. Und erst jetzt bringen die Paradise Papers seine Geschäfte ins Gerede. Wobei Ross nicht dem Trump-Fan-Klischee entspricht: Der Sohn eines Anwalts und einer Lehrerin aus Weehawken, New Jersey, pendelte täglich zwei Stunden, um eine gute Schule in Manhattan zu besuchen. Später studierte er in Yale, dann arbeitete er 24 Jahre für die Rothschild-Bank in New York.

Bildungsbürger, Kunstliebhaber, Demokrat

Stolz verweist er darauf, dass er sich bei der Rettung von Stahl-, Textil- und Kohlefirmen Freunde in der Gewerkschaft gemacht hat. Zudem galt der Sammler von Magritte-Zeichnungen und präraffaelitischen Gemälden lange als Demokrat. Doch das ist nur die eine Seite der Geschichte. Denn Ross versteht es, für viele einnehmend zu sein. "Im Frühstücks-TV konnte er Positionen vertreten, die denen unserer Bank entgegenliefen", sagte ein Ex-Kollege Bloomberg Businessweek. "Stunden später unterstützte er uns dann in Meetings."

Auch seine Verbindung zu den Demokraten hielt nicht immer und verstärkte sich erst, als seine zweite von drei Ehefrauen, Betsy McCaughey, von ihrem Job als republikanische Vizegouverneurin New Yorks zu den Demokraten wechselte, um dort 1998 für den Gouverneursposten zu kandidieren. Ross spendete ihr 2,2 Millionen Dollar. Als ihr Umfragen Tage vor der Vorwahl keinen Sieg prognostizierten, schloss er den Geldhahn. Kurz danach folgte die Scheidung. (Manuel Escher, 6.11.2017)