Bereit für den Abflug und zur Überwachung. Welche Lebensbereiche kontrollieren Eltern für ihre Kinder?

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Helikopter-Eltern, Schneepflug-Eltern, Curling-Eltern – Eltern, die ihre Kinder nicht loslassen und auf das Leben mit all seinen Herausforderungen, Schwierigkeiten und oft auch schmerzlichen Erfahrungen vorbereiten, kennt man vom Spielplatz, vom Kindergarten, von der Schule und sogar von der Uni. Die Gemeinsamkeit all dieser Totalüberwachungs-Mamas und -Papas: das Leben der Kinder zu kontrollieren, Probleme für sie aus der Welt zu schaffen und jegliche Hürden niederzuwälzen, damit der Sprössling durch das Leben gleiten kann ohne jegliche Störung von außen.

Anekdoten rund um dieses Erziehungsphänomen des 21. Jahrhunderts haben Lena Greiner und Carola Padtberg im Buch "Verschieben Sie die Deutscharbeit – mein Sohn hat Geburtstag!" gesammelt. Die Autorinnen geben damit einen Einblick in die Handlungs- und Denkweise der überbehütenden Mamas und Papas.

Spezielle Essgewohnheiten

Großes Thema sind etwa spezielle Essgewohnheiten, die von Erzieherinnen selbstverständlich eingehalten werden müssen – und eigentlich vom ganzen Kindergarten eingehalten werden sollten. So erzählt eine Erzieherin: "Für die Faschingsfeier im Kindergarten hatte ich eine Liste aufgehängt, in die Eltern eintragen sollen, was sie für das Buffet beisteuern. Eigene Ideen waren natürlich willkommen, aber besser klappt es oft, wenn ich auf diese Liste Vorschläge schreibe. Das Übliche: Käsewürfel, geschnittenes Gemüse, Salzbrezeln, Obst, Apfelsaft, aber auch Muffins oder Kekse. Eine Mutter kam zu mir und sagte, sie ernähre ihre Tochter ohne Zucker und Weißmehl. Ob ich nicht alle Vorschläge von der Liste streichen könne, die das enthielten? Schließlich könne sie am Faschingsvormittag nicht überprüfen, was sich ihre Tochter vom Buffet nehme."

Schlechten Einfluss durch die Sitznachbarn befürchtete eine Mutter, daher wollte sie zeitig die Sitzordnung besprochen wissen: "Der erste Elternabend für die neuen Erstklässler, noch bevor sie überhaupt in die Schule kamen: 'Wann kann ich eigentlich sagen, neben wem meine Tochter auf keinen Fall sitzen darf?'"

Klassenfahrt und Hausaufgaben – alles gemeinsam

Aber wie sollen Eltern ihre Sprösslinge gut umsorgen, wenn diese auf Klassenfahrt sind? Ein Vater berichtet vom Elternabend einer vierten Klasse: "Wie gelangen die Kinder zur Unterkunft der bevorstehenden Klassenfahrt? Wir Eltern einigten uns darauf, einen Bus für alle zu mieten, damit wir die Kinder nicht chauffieren müssen. Als alles geklärt schien, fragte ein Vater: 'Und wie kommen wir dahin?' Er hatte wirklich gedacht, die Eltern fahren mit auf Klassenfahrt."

Die Zeit in der Schule, ist die Zeit, wo Eltern wenig bis keinen Einblick haben, was ihr Nachwuchs macht. Aber das muss ja nicht so bleiben, wie eine dreiste Elternfrage an einen Lehrer zeigt: "Könnten Sie uns bitte einmal wöchentlich darüber informieren, wie XY sich am Englischunterricht beteiligt hat? Es reicht per Mail."

Mehr Überblick haben die Eltern dann schon bei Hausaufgaben, wie sie auch gerne gegenüber Lehrern erwähnen: "Wieso ist das bloß eine Zwei? Da hat doch Professor XY drübergeschaut." Oder: "Wir haben da drei Stunden drangesessen".

Mit der Mutter in der Vorlesung

Wann die Überfürsorge der Eltern ein Ende hat, ist schwer zu sagen, denn selbst nach der Matura wird häufig in der Wirform über die Zukunft des Kindes gesprochen: "Die 18-jährige Tochter einer Freundin hatte ihre Abiturprüfung bestanden. Ich gratulierte und fragte die Mutter, was die Tochter nun vorhabe. Ihre Antwort: 'Wir bewerben uns momentan um verschiedene Praktika.'"

Auch auf Universitäten finden sich nicht mehr nur Studierende ein. Mamas und Papas, die ihren Kindern noch immer nicht zutrauen, ihr Leben selbstständig zu meistern, nehmen an Infoveranstaltungen teil und diskutieren über Stoffmenge, Notenvergabe und Prüfungstermine mitunter mit Professoren. "Eine Mutter begleitete ihren Sohn zu jeder Veranstaltung im ersten Semester. Sie hat jede Woche mit ihm in meiner Vorlesung gesessen, gut aufgepasst und mitgeschrieben. Immerhin: Zur Klausur ist sie nicht angetreten", berichtet ein Dozent.

Und wie schaut der Weg ins Berufsleben aus? Ein STANDARD-User erzählt von einer wartenden Mama beim Vorstellungsgespräch:

Welche Geschichten haben Sie mit Helikopter-Eltern schon erlebt?

Welche Erfahrungen machen Sie als Lehrerinnen und Lehrer mit der Spezies Helikopter-Eltern? Und welche Erfahrungen haben andere Eltern schon mit den überfürsorglichen Mamas und Papas gemacht? Gehören Sie selbst zu den Helikopter-Eltern? Erzählen Sie Ihre Anekdoten von Elternabenden in Schulen und Kindergärten! (Judith Handlbauer, 8.11.2017)