Berlin – Europas größter Online-Modehändler Zalando hat nach einem enttäuschenden Start in die Herbstsaison sein Gewinnziel gesenkt. Beim operativen Ergebnis (Ebit) werde jetzt für das Geschäftsjahr 2017 eine Marge von "leicht unter fünf Prozent" erwartet, teilte das Berliner Unternehmen am Dienstag mit. Bisher strebte es eine Rendite am unteren Rand der Spanne von fünf bis sechs Prozent an.

Das Umsatzwachstum soll aber weiter in der oberen Hälfte des Korridors von 20 bis 25 Prozent liegen, "trotz eines schwächer als erwarteten Oktober", sagte Co-Vorstandschef Rubin Ritter. Vergleichsweise milde Temperaturen hätten hier die Kunden nicht wie erwartet zugreifen lassen, weshalb Zalando stärker ins Marketing investierte.

Verschreckte Anleger

An der Börse kam die neue Gewinnprognose nicht gut an. Der Aktienkurs gab zeitweise um fast acht Prozent nach, zumal das Unternehmen für das kommende Jahr keinen Anstieg der Gewinnmarge in Aussicht stellte. "Das ist eine Enttäuschung", sagte Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Er halte die Strategie aber für richtig, weniger auf kurzfristige Gewinne zu schielen und stattdessen in langfristiges Wachstum zu investieren. "Der Wettbewerb schläft nicht", sagte Bosse. "Zalando hat einen Vorsprung, etwa bei den Lieferzeiten. Es ist wichtig, den auszubauen und vor der Konkurrenz zu bleiben."

Eine Viertelmilliarde Euro will Zalando in diesem Jahr investieren – auch um den Angriff des weltgrößten Online-Einzelhändlers Amazon abzuwehren, der den Modebereich stärker ins Visier nimmt. Darunter leidet die Profitabilität. Zalando steckt viel Geld in neue Logistikzentren bei Stettin (Polen) und Stockholm, will im kommenden Jahr einen neuen Technologie-Standort in Lissabon eröffnen und in den Markt für Kosmetikprodukte einsteigen. Letzteres soll künftig Hunderte Millionen Euro an Einnahmen bringen. "Wir verfolgen das Ziel, unser Geschäft bis 2020 zu verdoppeln und werden weiter investieren, um dieses Ziel zu erreichen", sagte Ritter.

Kaum Geld im Sommer verdient

In den Sommermonaten hat das Unternehmens trotz eines Umsatzsprungs kaum Geld verdient. Im dritten Quartal stieg der Erlös um 28,7 Prozent auf rund 1,08 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei 0,4 Millionen Euro, was einer Marge von null Prozent entspricht. Ein Jahr zuvor wurde noch ein Überschuss von 19,5 Millionen Euro erzielt. Das 2008 gegründete Unternehmen verkauft online fast 2.000 Marken in 15 europäischen Ländern. Es zählt derzeit mehr als 22 Millionen aktive Kunden – 15,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. (APA, Reuters, 7.11.2017)