Brüssel – Der Großrabbiner von Brüssel, Albert Guigui, hat die Zunahme von Antisemitismus in ganz Europa beklagt. "Hass und Antisemitismus steigen, vor allem in den sozialen Netzwerken", sagte Guigui am Dienstag nach einem Treffen religiöser Führer mit den EU-Spitzen in Brüssel.

Die EU-Kommission und das Europaparlament hätten aber schon viel gegen Hasspropaganda unternommen, fügte der Großrabbiner hinzu. So gebe es bereits heute eine Bestimmung, wonach Hasspostings binnen 24 Stunden aus dem Netz entfernt werden könnten. Auch sei nun ein Beamter in der EU-Kommission direkt für die Religionsgemeinschaften zuständig.

"Zahn zulegen"

Der ÖVP-Europaabgeordnete Heinz Becker sagte, Europa müsse im Kampf gegen den Antisemitismus "einen Zahn zulegen, denn die Zeit drängt". Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe gegen Antisemitismus im EU-Parlament forderte eine EU-weit einheitliche Definition von Antisemitismus für eine effiziente Strafverfolgung. Soziale Medien müssten wie traditionelle Medien in die Pflicht genommen werden. "Es kann zum Beispiel nicht sein, dass Facebook mit gezielten Werbeeinschaltungen für Antisemiten Geld verdient", sagte Becker.

Der EU-Sonderbeauftragte für religiöse Freiheit, Jan Figel, betonte, in seiner Heimat Slowakei seien anti-islamische und antisemitische Bewegungen bei den jüngsten Wahlen auf dem Rückzug gewesen. "Religionen haben auch eine Verantwortung für das Gelingen des Friedensprojektes Europa", sagte die Präsidentin der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands, Irmgard Schwaetzer. (APA, 7.11.2017)