Zagreb/London – Der von Kroatien gesuchte Eigentümer und frühere Chef des überschuldeten kroatischen Großkonzerns Agrokor, Ivica Todoric, hat sich laut kroatischen Medienberichten heute, Dienstag, in London der Polizei gestellt. Gegen den einst mächtigsten Unternehmer des Landes liegt ein europäischer Haftbefehl vor. Dem 66-Jährigen werden Korruption, Bilanzfälschung und Finanzbetrug vorgeworfen.

Todoric hat sich am Dienstagmorgen der Polizei in London in Begleitung seiner Anwälte freiwillig gestellt, berichtete der Privatsender N1. Das kroatische Innenministerium bestätigte die Festnahme des Geschäftsmannes, berichteten die Medien. Er sei von den britischen Behörden aufgefordert worden sich zu stellen, was er auch gemacht habe.

Auslieferung anfechten

Seine Auslieferung nach Kroatien will Todoric laut Medienberichten mit Berufung auf politische Verfolgung anfechten. Er soll in den vergangenen Tagen bereits Geld für eine Kaution gesammelt haben, um auf freiem Fuß gegen die Auslieferung zu kämpfen, hieß es. In Zagreb wartet die U-Haft auf den Geschäftsmann.

Zuvor berichteten die Medien, dass die Behörden Todoric, von dem bereits vermutet wurde, dass er in London untergetaucht sei, mit Hilfe von Telefonüberwachung ausfindig machen könnten. Die kroatischen Behörden hätten die Informationen über seine Londoner Bleibe an die britischen Kollegen weitergeleitet. Todoric hatte auf seinem Blog behauptet, dass die kroatischen Behörden über seine aktuelle Adresse bescheid wüssten.

Agrokor aufgebaut

Todoric hatte über Jahrzehnte den in der gesamten Balkanregion mit Abstand größten Lebensmittel- und Handelskonzern Agrokor aufgebaut, den jetzt die Regierung mit einer staatlichen Kuratel vor dem Konkurs zu retten versucht. Gläubiger des angeschlagenen Konzerns fordern insgesamt 7,7 Milliarden Euro.

Eine Überprüfung der Agrokor-Bilanzen deckte massive Unregelmäßigkeiten in der Buchführung auf, weswegen Strafanzeigen gegen die frühere Führung erhoben wurden. Insgesamt 15 frühere Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder, darunter neben Todoric auch seine zwei Söhne, werden in der Affäre beschuldigt, mindestens 130 Millionen Euro aus Agrokor auf Privatkonten umgeleitet zu haben. (APA, 7.10.2017)