Buch Wien: US-Autor Stewart O'Nan liest am Donnerstag.

Heribert Corn

Wien – Im Vergleich zu den Buchmessen-Schwestern in Frankfurt am Main und Leipzig ist die Buch Wien eine junge und eher kleine Veranstaltung. Aber eine, die sich schon fest (nicht nur) im Wiener Kulturkalender etabliert hat.

2008 aus den Buchwochen im Rathaus hervorgegangen, bietet die in der Halle D der Wiener Messe (U2, Station Krieau) stattfindende viertägige Veranstaltung jeweils im November eine Leistungsschau vor allem der heimischen Verlage sowie ein großes Lesefestival, zu dem heuer 381 Autoren anreisen. Sie lesen an verschiedenen über die Stadt verstreuten Orten und auf den acht Bühnen in der Messehalle, wo 350 Aussteller aus dem In- und Ausland auf 8000 Quadratmetern Neuerscheinungen präsentieren.

Man soll es krachen lassen

Programm und Messeauftritt betreffend, hat es die Buch Wien in den letzten Jahren geschafft, der Veranstaltung eine stringentere Struktur zu verleihen – unter anderem durch klug gesetzte Themenschwerpunkte (Sachbuch, Kinder- und Jugendliteratur sowie Literatur und Kultur aus den Donauländern in der Donau Lounge).

Neu sind in diesem Jahr das Comic-Festival "BD – Comic francophone" und ein Slowenien-Schwerpunkt, in dessen Rahmen etwa Maja Haderlap (Donnerstag, 12.30 Uhr, ORF-Bühne in der Messehalle) und Ales Steger (Freitag, 20.15, gemeinsam mit Ilija Trojanow, Literaturhaus Wien) auftreten werden.

Auch sonst will es die vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels organisierte Buch Wien zum zehnten Geburtstag, wie Programmdirektor Günter Kaindlsdorfer verspricht, "ordentlich krachen lassen". Unter anderem mit dem britischen Thriller-Autor Robert Harris, der am Donnerstag um 16 Uhr auf der ORF-Bühne (Messehalle) und am Abend (19 Uhr) im Heeresgeschichtlichen Museum aus dem Roman München liest.

Finanzimperialismus

Es geht darin um das berüchtigte Abkommen von München 1938, das die sudetendeutschen Gebiete dem Deutschen Reich zusprach. Der Amerikaner Stewart O'Nan wiederum stellt seinen Roman Letzte Nacht, 100.000 Exemplare davon werden im Rahmen der Aktion Eine Stadt. Ein Buch gratis abgegeben (Verteilstellen: einestadteinbuch.at), auf der Messe (Do, 14.00, ORF-Bühne) vor. Weiters liest der israelische Autor Meir Shalev (So, Jüdisches Museum, 11 Uhr) aus Mein Wildgarten.

Der Messe-Schwerpunkt liegt naturgemäß auf der österreichischen Literatur, u. a. mit Olga Flor, Robert Menasse, Paulus Hochgatterer, Radek Knapp, Stefan Slupetzky, Julian Schutting – um nur wenige zu nennen. Aus der Sachbuchschiene stechen der Finanzexperte der Occupy-Bewegung, Michael Hudson, der im Kreisky-Forum über Finanzimperialismus referiert (Do, 19 Uhr), Herfried Münklers Buch über den Dreißigjährigen Krieg (Fr, Wien Museum, 18.30) und Ina Hartwigs Ingeborg-Bachmann-Biografie (Fr, 19 Uhr, Bank-Austria-Salon im Alten Rathaus) heraus.

Eröffnet wird die Buch Wien heute mit einer langen Büchernacht mit Michael Köhlmeier, Ingo Schulze, Adele Neuhauser, den Science Busters und dem "Youtube-Star" Michael Buchinger. Moderation: Florian Scheuba. Zuvor hält Karl-Markus Gauß die Eröffnungsrede, in der es um die Umbrüche in Europa und Österreich gehen wird. Der Festival-pass kostet 24, die Tageskarte zehn Euro (ermäßigt die Hälfte).

Der Eintritt für die lange Nacht der Bücher beträgt sieben Euro. Für viele nicht in den Messehallen bei freiem Eintritt stattfindenden Veranstaltungen ist eine Anmeldung auf der Messehomepage notwendig. (Stefan Gmünder, 8.11.2017)