Michael Lohscheller muss der chronisch defizitären Marke Opel Beine machen, das hat PSA-Chef Carlos Tavares schon klargemacht.

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Wien – Diesen Donnerstag ist es so weit. Opel-Chef Michael Lohscheller legt seinen Sanierungsplan vor. Eines ist dabei schon lange klar: Opel ist zu wenig produktiv. Opel-Vauxhall hat laut Berechnungen des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg Ende des Vorjahres 38.170 Beschäftigte und gut eine Million Fahrzeuge verkauft. Bei der PSA-Gruppe schafften 89.927 Mitarbeiter gut drei Millionen.

Geteilte Technik, unterschiedliches Design

Pro Mitarbeiter wurden also bei PSA 35, bei Opel-Vauxhall 30,4 Fahrzeuge verkauft. PSA-Chef Carlos Tavares will aber einen schlagkräftigen Verbund schaffen, der es mit dem Marktführer VW aufnehmen kann. Plattformdenken wie bei VW soll dies ermöglichen: Peugeot, Citroën und Opel sollen sich die Technik teilen, sich im Design aber deutlich unterscheiden. Die chronisch defizitäre deutsche Marke will Tavares dafür auf Rendite trimmen, um im Konzern die 2016 erreichte operative Marge von sechs Prozent zu halten. Sobald die geltenden Zusagen von GM für Standorte und Beschäftigung in Europa Ende des Jahrzehnts auslaufen, erwarten Analysten auch die Schließung von Werken – und ein harsches Sparprogramm. So wie es PSA in den letzten Jahren vorexerziert hat.

Einsparpotenzial

Allein im ersten Halbjahr 2017 fielen 109 Millionen Euro Restrukturierungskosten an, die überwiegend für Personalabbau aufgewendet wurden. Dass er an vielen Ecken und Enden Potenzial sieht, hat Tavares bereits klargemacht. Er habe in allen Opel-Fabriken Effizienzdefizite erkannt. Die Prozesse seien umständlich, die Flächenausnutzung verschwenderisch, zitiert ihn die "FAZ". In Wien-Aspern, wo 1.600 Mitarbeiter Motoren und Getriebe in einem der größten derartigen Werke produzieren, war Tavares noch nicht zur Inspektion. PSA-Produktionsmanager Rémi Girardon sehr wohl.

Wiener sehen sich gerüstet

Eine gewisse Unsicherheit gebe es zwar schon, sagt Betriebsrat Franz Fallmann dem STANDARD, so richtig Sorgen mache man sich aber nicht: "Wie waren unter GM ein Benchmark-Powertrain-Werk, sind also sehr gut aufgestellt – sowohl was die Produktivität, Qualität, Flexibilität, Performance, aber auch was die erfahrenen Kollegen als Fachleute betrifft."

Auch mit ersten Details, die bereits durchgesickert sind, können die Wiener leben. So ist laut "FAZ" neben einer Bereinigung des Produktportfolios auch der Umstieg auf PSA-Technik geplant. Darunter dürften vor allem SUVs fallen, denn einige Opel-Modelle basieren bereits auf PSA-Plattformen. Dass Opel seine Modellvielfalt reduzieren wird, wurde bereits im Vorfeld erwartet. Als Kandidat gilt ausgerechnet auch das Elektroauto Ampera-e. Die Lizenzgebühren an GM für Technologie und den Großteil der Patente dürften PSA zu kostspielig sein. (Regina Bruckner, 8.11.2017)