Eva Menasse wurde für "Tiere für Fortgeschrittene" geehrt.

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Wien – Man soll, wie der deutsche Ex-Kicker Philipp Lahm einmal sagte, "nicht immer das Salz in der Suppe suchen". Ähnliches ließe sich auch von den nationalen Buchpreisen in Österreich, der Schweiz und Deutschland behaupten, deren Vergaben regelmäßig und ritualisiert mediales Wehklagen und Diskussionen darüber auslösen, ob nun tatsächlich das "beste" Buch des Jahres ausgezeichnet worden sei.

Für ihren Erzählband "Tiere für Fortgeschrittene" wurde die 47-jährige Autorin mit dem 20.000 Euro dotierten Buchpreis ausgezeichnet. Für viele galt ihr Halbbruder, Robert Menasse, als Favorit.
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Nachdem die wenig überraschende Entscheidung für Friederike Mayröcker bei der ersten Vergabe des Österreichischen Buchpreises vergangenes Jahr mehr oder weniger schulterzuckend zur Kenntnis genommen wurde – "Die Welt" schrieb, man schicke sich in Wien an, Eulen nach Athen zu tragen –, wurde Dienstagabend der Preis zum zweiten Mal in einer Gala vergeben.

Debütpreis für Nava Ebrahimi

Die mit 20.000 Euro vom Bundeskanzleramt, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer üppig dotierte Auszeichnung "für das beste deutschsprachige belletristische, essayistische, lyrische oder dramatische Werk einer österreichischen Autorin beziehungsweise eines österreichischen Autors" geht 2017 an Eva Menasse (47) und ihr Buch "Tiere für Fortgeschrittene", das in acht Erzählungen und lakonischem Ton von den animalischen Seiten des menschlichen Paarungsverhaltens und Sozialgebarens handelt. Die anderen Autoren – Robert Menasse, Olga Flor, Brigitta Falkner und Paulus Hochgatterer –, deren Bücher auf der Shortlist standen, bekommen jeweils 2.500 Euro.

Mit dem Debütpreis (10.000 Euro) zeichnete die Jury (Petra Hartlieb, Klaus Kastberger, Kristina Pfoser, Klaus Nüchtern und Wiebke Porombka) die in Graz lebende Autorin Nava Ebrahimi (39) aus, die im Romandebüt "Sechzehn Wörter" ihre Protagonistin in die Spannungszone zwischen Kölner Clubbingszene und iranischem Elternhaus schickt. An Mascha Dabić und Irene Diwiak (Shortlist Debüt) gehen je 2.500 Euro.

Die Vergabe des Österreichischen Buchpreises ist der inoffizielle Startschuss zur Internationalen Buchmesse Buch Wien. Die viertägige Veranstaltung in der Halle D der Wiener Messe (U2, Station Krieau) ist als Leistungsschau heimischer Verlage angelegt – und als großes Lesefestival, zu dem 381 Autoren anreisen. Sie lesen an verschiedenen Orten in der Stadt und auf den acht Bühnen in der Messehalle, wo 350 Aussteller aus dem In- und Ausland auf 8.000 Quadratmetern Neuerscheinungen präsentieren.

Man soll es krachen lassen

Programm und Messeauftritt betreffend, hat es die überschaubar große Buch Wien über die Jahre geschafft, sich eine stringentere Struktur zu verleihen – unter anderem durch klug gesetzte Themenschwerpunkte (Sachbuch, Kinder- und Jugendliteratur sowie Literatur aus den Donauländern). Neu ist in diesem Jahr das Comic-Festival "BD – Comic francophone" und ein Slowenien-Schwerpunkt. Auch sonst will es die Buch Wien zu ihrem zehnten Geburtstag, wie Programmdirektor Günter Kaindlsdorfer verspricht, "ordentlich krachen lassen". Unter anderem mit dem britischen Thriller-Autor Robert Harris, dem Amerikaner Stewart O'Nan, dessen Roman "Letzte Nacht" in einer Auflage von 100.000 Stück gratis abgegeben wird (Verteilstellen: einestadteinbuch.at), oder dem israelischen Schriftsteller Meir Shalev.

Der Messe-Schwerpunkt liegt aber naturgemäß auf der österreichischen Literatur. Eröffnet wird die Buch Wien am Mittwoch mit einer langen Büchernacht (unter anderen Michael Köhlmeier und Ingo Schulze). Zuvor hält Karl-Markus Gauß um 18 Uhr die Eröffnungsrede. (Stefan Gmünder, 7.11.2017)