In dieser Woche soll es um einen Vierbeiner gehen, der an jeder Ecke sein Revier markiert: Ob auf Kopfkissen oder Strampelanzügen, das Lama ist überall. Da, wo das Einhorn in den letzten Jahren Regenbögen hinterlassen hat, darf jetzt der flauschige Kollege aus den südamerikanischen Anden ran.

Die Magie und die Eleganz des Einhorns mögen dem zotteligen Lama abgehen, aber das macht ja nichts: Dieser treuherzige Blick, diese stets nach oben gezogenen Mundwinkel, dagegen kommt das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa kaum an. Und dann der lange Hals und diese Stummelbeine – dem Tier kann niemand böse sein. Noch dazu ist das Lama ein Pflanzenfresser, so viel Political Correctness kann nicht jedem Zweibeiner nachgesagt werden.

Das Lama verleiht Produkten Flügel: Dieses (Kissenbezug Paul Fuentes, via Junique) kommt sogar gehörnt daher.
Foto: Hersteller

Es kam also, wie es kommen musste. Dem Tier mit den Stummelbeinen widerfährt dasselbe Schicksal wie dem Einhorn, dem Flamingo, der Eule und dem Fuchs. Ihre Gegenwart verleiht Produkten Flügel: Das Lama ist jetzt in Pastellfarben zu haben und ziert Schlüsselanhänger, Tassen, Handtaschen.

Auch der Fruchtgummihersteller Haribo packt seit kurzem "freche Lamas" in die Tüte, Hashtag #noprobllama. Das ist wenig verwunderlich. Den gutmütigen Tieren wird "No dramas with llamas" nachgesagt. In aufgeregten Zeiten wie diesen scheint die Sehnsucht nach pflegeleichten Zeitgenossen in den eigenen vier Wänden groß.

In den USA haben einige von ihnen bereits als "Hochzeitslamas" Karriere gemacht. In Oregon können zahme Therapielamas für Hochzeitsfotos gemietet werden. Das scheinen so manche frisch Verliebte gar nicht so abwegig zu finden.

Der Instagram-Account "Weddingllamas", auf dem die putzigen Tiere neben Braut und Bräutigam posieren, hat schon über 10.000 Abonnenten.

Dabei wird vergessen, dass der Vierbeiner auch ungemütlich werden kann. Wenn es die Situation verlangt, fängt das Lama an zu spucken. Das sollte bedacht werden, bevor das Herz an den langen Hals und die vier Stummelbeine verloren ist. (Anne Feldkamp, 9.11.2017)

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