Die Fleet Foxes treten am Mittwoch in Wien auf.

Foto: Shawn Brackbill / Warner Music Group

Dass die fünf Mitglieder der Band Fleet Foxes vife Burschen sind, hat man schon immer geahnt. Das Quintett rund um Sänger und Gitarrist Robin Pecknold hat keine Angst vor intellektuellen Anspielungen und Verweisen. Das bleibt auch so, wenn sich die Fleet Foxes nach einer mehrjährigen Pause mit dem dritten Album Crack-Up und Konzerten zurückmelden – heute spielen sie im Wiener Gasometer.

Pecknold hat die Bandpause zu einer akademischen Auszeit genutzt und ist dabei auf ein nicht wahnsinnig bekanntes Buch des US-Autors F. Scott Fitzgerald gestoßen: Vom 1936 geschriebenen Essayband The Crack-Up lieh er sich den Titel, die darin verhandelten Themen Entfremdung und Angst spielen auch bei den Fleet Foxes eine Rolle.

Begonnen hat die Geschichte dieser erfolgreichen Indiecombo an der US-Westküste: Von Seattle aus haben schon einige wichtige Musiktrends ihren Ausgang genommen. Natürlich der Grunge der 1990er-Jahre, der mit dem lokalen Label Sub Pop assoziiert wird. In der Nach-Nirvana-Ära hatten sie eher ruhigere, Folk-orientierte Bands verpflichtet – so auch die Fleet Foxes, deren gleichnamiges Debütalbum 2008 erschien.

Ohne, so jedenfalls Pecknolds Aussage, sich bewusst ein Zurück-zur-Natur-Image zuzulegen, standen die Vollbartträger und Strickmützenfans für ein Coffee-Shop-Neohippietum. Die Lieder des Debüts überzeugen bei aller Raffinesse mit Leichtigkeit. Erhabene Harmonien und A-cappella-Einlagen sind Ingredienzien dieses am Westcoast-Folkpop-Erbe geschulten Sounds, der immer wieder mit Klangcollagen und Spielereien aufgemotzt wird. Crack-Up macht hier weiter, Freunde von Van Dyke Parks oder der Incredible String Band sind in diesem Sounduniversum gut aufgehoben. Verhallte Akustikgitarren, Pianos, Streicher, Strawinsky-Zitate und Meeresrauschen tragen zu maximalem Wohlklang bei.

"Baroque harmonic pop jams" nennt die Combo ihre Stilmischkulanz. Der mehrdeutige Titel "Crack-Up" kann aber auch als kritischer Kommentar zum Trump-Amerika gelesen werden. In Wien gibt es keine Vorband, pünktliches Erscheinen also angeraten. (dog, 8.11.2017)