Die Sorge, dass die eigenen Fähigkeiten in wenigen Jahren bereits überflüssig sind, kann Fluktuation provozieren. Mehr als die Hälfte der digital versierten Mitarbeiter (55 Prozent) gibt bei einer Umfrage an, bereitwillig in eine andere Organisation zu wechseln, wenn das Gefühl besteht, dass ihre digitalen Fähigkeiten bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber stagnieren.

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Der Tech-Consultant Capgemini hat gemeinsam mit dem Berufsnetztwerk LinkedIn zum Thema digitale Talente in neun Ländern gefragt (über 500 Führungskräfte und 750 Mitarbeiter). Wenig überraschend: Jedes zweite befragte Unternehmen räumt ein, dass sich die digitale Lücke vergrößert.

Der Begriff "digitale Talentlücke" wird von Capgemini definiert als die Differenz zwischen der Nachfrage und dem Angebot an digitalem Talent. Darüber hinaus stimmten mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Organisationen zu, dass die digitale Talentlücke die unternehmenseigenen digitalen Transformationsprogramme behindert und dass ihre Organisation wegen des Mangels an digitalen Talenten einen Wettbewerbsvorteil verloren hat. Obwohl sich die Talentlücke vergrößert hat, stagnieren die Budgets für die Ausbildung digitaler Talente auf niedrigem Level oder sind – wie bei mehr als der Hälfte (52 Prozent) der befragten Organisationen – gesunken. 50 Prozent der Unternehmen weltweit gaben außerdem an, dass sie über die digitale Talentlücke sprechen, aber nicht viel tun, um sie zu überbrücken.

Resignierte Mitarbeiter

Die Umfrage zeigt aber auch, wie klar der Blick der Gesuchten auf die Umweltbedingungen in den Unternehmen ist: Viele Angestellte sind besorgt, dass ihre Fähigkeiten bereits jetzt überflüssig sind oder es bald werden. Insgesamt erwarten das 29 Prozent der Beschäftigten bereits mit Blick auf die nächsten zwei Jahre, während mehr als ein Drittel (38 Prozent) angaben, dass ihre Fähigkeiten in den nächsten vier bis fünf Jahren als überflüssig erachten werden. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Mitarbeitergeneration Y und Z3 sind der Meinung, dass ihre derzeitige Qualifikation in den nächsten vier bis fünf Jahren überflüssig sein wird. 48 Prozent der Beschäftigten im Automobilsektor, dass ihr digitales Fachwissen in den nächsten vier bis fünf Jahren überflüssig werden wird, gefolgt vom Bankensektor mit 44 Prozent. Bei den Versorgungsunternehmen befürchten dies 42 Prozent sowie im Bereich der Telekommunikation und der Versicherungen 39 Prozent.

Mitarbeiter haben außerdem den Eindruck, dass die Trainingsprogramme der Unternehmen nicht sehr effektiv sind. Mehr als die Hälfte der heutigen digitalen Talente sagen, dass Trainingsprogramme nicht hilfreich sind oder dass der Arbeitgeber ihnen keine Arbeitszeit für die Teilnahme einräumt. Nahezu die Hälfte (45 Prozent) beschreibt die Trainingsprogramme ihrer Organisation als "nutzlos und langweilig".

Fluktuation wird provoziert

Die Sorge vor der Redundanz der eigenen Fähigkeiten und mangelndes Vertrauen in die Weiterbildungsmaßnahmen der eigenen Organisation haben das Potenzial, Fluktuation zu provozieren. Mehr als die Hälfte der digital versierten Mitarbeiter (55 Prozent) gibt an, bereitwillig in eine andere Organisation zu wechseln, wenn das Gefühl besteht, dass ihre digitalen Fähigkeiten bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber stagnieren. Fast die Hälfte der befragten Beschäftigten (47 Prozent) tendiert dazu, zu anderen Unternehmen zu wechseln, wenn dort bessere digitale Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden.

Und welche Berufsprofile werden in den nächsten zwei, drei Jahren am stärksten gesucht? Unter welchem Titel wird ausgeschrieben? Hier die Aufzählung: Information Security/Privacy Consultant, Chief Digital Officer/Chief Digital Information Officer, Data Architect, Digital Project Manager, Data Engineer, Chief Customer Officer, Personal Web Manager, Chief Internet of Things Officer, Data Scientist, Chief Analytics Officer/Chief Data Officer. (red, 10.11.2017)