Oldenburg – In der Mordserie eines früheren Krankenpflegers aus Niedersachsen gehen die Ermittler inzwischen von 106 Toten aus. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem Abschluss weiterer toxikologischer Tests am Donnerstag mit. Dadurch hätten sich 16 weitere Verdachtsfälle ergeben. Zuvor waren die Ermittler von 90 Taten ausgegangen.

Die Ermittler rechnen dem bereits wegen sechs Verbrechen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilten Mann nunmehr 62 Sterbefälle im Klinikum Delmenhorst und 38 am Klinikum Oldenburg zu. Bei fünf davon müssten aber noch ergänzende Untersuchungen erfolgen, weil die Betroffenen damals auch medizinisch indizierte Medikamente bekamen.

Mehr als 130 Leichen exhumiert

Der Pfleger hatte Intensivpatienten eigenmächtig verschiedene Medikamente verabreicht, um Herz-Kreislauf-Stillstände auszulösen und sie anschließend wiederzubeleben. Viele überlebten diese Prozedur nicht. Seine Taten beging er zwischen 2000 und 2005.

Der Mann wurde in zwei Prozessen wegen sechs Morden verurteilt. Wegen eines überraschenden Geständnisses in einem der Verfahren wurden die Ermittlungen noch einmal massiv ausgeweitet. Eine Sonderkommission aus Staatsanwaltschaft und Polizei exhumierte mehr als 130 frühere Patienten und ließ sämtliche Sterbefälle an seinen Arbeitsstätten prüfen. (APA, 9.11.2017)