Hans-Michael Rehberg in seiner Rolle als Brenner in "Das Finstere Tal".

Foto: Filmladen

Wien – In einer seiner letzten großen Rollen spielte Hans-Michael Rehberg den Davies in Andrea Breths Inszenierung von Harold Pinters "Der Hausmeister" am Münchner Residenztheater 2014. Rehberg, einer der raren Charakterköpfe des immer gleichförmigeren Theaterbetriebs, gab den Penner als ungekrönten Bettlerkönig, als funkelnden Clown.

Am Wiener Burgtheater glänzte der Sohn des von den Nazis geschätzten Dramatikers Hans Rehberg wiederholt: zuletzt etwa als Kardinal in Matthias Hartmanns zum Brüllen komischer Inszenierung von Thomas Bernhards "Immanuel Kant" (2009). Sein Handwerk hatte Rehberg, der aus der Spree-Stadt Fürstenwalde stammte, an der Folkwangschule in Essen erlernt.

Seinen künstlerischen Mittelpunkt fand er früh in München, am Bayerischen Staatsschauspiel. Seine Auftritte besaßen von jeher etwas wüst Bedrohliches, dabei bezwingend Irrlichterndes. Unvergesslich sein raustimmiger Baumeister Solness an der Seite von Barbara Sukowa (1983, Regie Peter Zadek), als ein vor der Zeit resignierter Mann sich zu wahnhafter Überlebensgröße erhob.

Er taumelte nicht, sondern tanzte

Rehbergs Charaktergesicht überstrahlte alle Fährnisse, die seinen Figuren widerfahren mochten. Unvergesslich bleibt sein Mendel Krik in Isaak Babels "Sonnenuntergang" (1994, Regie führte Dieter Giesing): Ein selbstherrlicher Fuhrunternehmer taumelte ähnlich unbeirrt wie einst König Lear in den selbstverschuldeten Ruin. Wobei Rehberg nicht taumelte, sondern tanzte – ein Artist auf dem Hochseil des Lebens, der seine Figuren niemals verriet, sie aber auch nicht verklärte. Das Darstellungsgenie Rehberg war, mit einem Wort, feinsinniger Realist.

Rehberg scheute nicht die Unterhaltungskunst, lieferte markante Auftritte in Film und Fernsehen ("Pater Brown") und war zuletzt als Teiresias in "König Ödipus" in München zu sehen. Jetzt ist er 79-jährig nach längerem Leiden gestorben. (Ronald Pohl, 9.11.2017)