Bild nicht mehr verfügbar.

Hinsichtlich der Kategorie Umwelt können Unternehmen mit einem Solardach punkten.

Foto: dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Wien – Unternehmen betonen gerne ihr nachhaltiges Verhalten. Doch wie sieht diese Bilanz wirklich aus? Wo dient der Begriff nur als Mascherl, wo wird Nachhaltigkeit wirklich gelebt? Eine Antwort darauf versucht das Analysehaus Morningstar zu geben. Dafür wurden vor einem Jahr Sustainability-Ratings eingeführt, womit Anleger die Nachhaltigkeitsbilanz auf Fondsebene überprüfen können. Zudem wurde der Sustainability-Atlas erstellt, der eine Übersicht auf Länderebene gibt. Dafür wurden die Nachhaltigkeitsbilanzen von 46 Morningstar-Länder-Indizes analysiert. Der Fokus lag dabei auf den Bereichen Umwelt, soziale Faktoren und Grundsätze der guten Unternehmensführung.

Eine große Dichte an nachhaltigen Indizes findet sich demnach in Europa. Wie bereits im Vorjahr schneidet Portugal mit 64,4 Punkten (von 100 möglichen) am besten ab. Es handelt sich um einen sehr eng gefassten Index, der vom Versorger EDP und dem Energiekonzern Galp Energia dominiert wird. Platz zwei geht an den Dänemark-Länderindex. In diesem dominiert der Pharmakonzern Novo Nordisk. Finnland, die Niederlande und Norwegen schneiden in der Nachhaltigkeitsgesamtbilanz ebenfalls sehr gut ab. Deutschland, Österreich und die Schweiz kommen auch auf sehr gute Werte. Außerhalb Europas schneidet der australische Index am besten ab. Gute Bilanzen der Banken Westpac und NAB schlagen sich hier nieder.

Die USA punkten beim Thema Nachhaltigkeit allerdings nicht sonderlich. Die US-Werte landen im zweitschlechtesten Quintil. Das hat laut Morningstar zwei Gründe: schwache Nachhaltigkeitswerte und schwache Werte beim Controversy-Score – das ist ein Abschlag, der in allen Indizes aufgrund von Skandalen und Kontroversen vorgenommen wurde und in die Bilanz einfließt.

Taiwan holt auf

In Asien ist die verbesserte Bilanz von Taiwan am auffälligsten. Das ist rückzuführen auf die verbesserten Werte von Taiwan Semiconductor, die das südostasiatische Land in das zweitbeste Quintil hieven. Unter den Emerging Markets scheiden Südafrika, die Türkei und der kolumbianische Markt gut ab. Am schlechtesten fällt die Nachhaltigkeitsbilanz des russischen Aktienmarkts aus. Auch die Morningstar-Indizes für China und Katar zählen zu den schwächsten in der Analyse.

Und welche Kontroversen haben die Bilanzen am meisten beeinflusst? Am stärksten von Skandalen und Kontroversen belastet sind laut Morningstar die Indizes für Korea und die Schweiz. Das liegt am schwachen Abschneiden von Samsung. Bei der Schweiz ist die Belastung durch Kontroversen um Nestlé, Novartis, Roche und UBS gegenüber der Vorjahresanalyse gestiegen. Das schwache Abschneiden der USA geht unter anderem auf Probleme bei Apple, Johnson & Johnson und Wells Fargo zurück. Großbritanniens Bilanz wird von HSBC, Shell und GlaxoSmithKline belastet.

Festhalten lässt sich: Europäische Unternehmen zeigen mit Abstand die beste Umweltbilanz und sind auch beim Thema soziale Bilanz vorne. Aufholpotenzial gibt es aber im Bereich Governance. (Bettina Pfluger, 11.11.2017)