Die Angabe der Kalorien auf der Speisekarte soll dazu führen, dass sich die US-Amerikaner gesünder ernähren.

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Washington – Viele US-Restaurants müssen künftig den Kaloriengehalt ihrer Gerichte auf ihren Speisekarten auflisten. Wie die US-Nahrungsmittelbehörde FDA am Mittwoch mitteilte, tritt die entsprechende Regulierung im Mai 2018 in Kraft. Sie war bereits unter dem früheren Präsidenten Barack Obama beschlossen worden und soll dem Kampf gegen das Übergewicht in der US-Bevölkerung dienen.

Einschlägige Studien kommen allerdings zu keiner klaren Evidenz, dass durch mehr Verbraucherinformation der Konsum von stark kalorienhaltigen Nahrungsmitteln tatsächlich abnimmt.

Die obligatorische Kalorienangabe gilt auch für frisch zubereitete Nahrungsmittel in Supermärkten und Tankstellen mit gastronomischen Angeboten. Ebenso betroffen sind Pizzazustelldienste und andere Anbieter, die fertig zubereitete Speisen an die Haustür liefern. Auch für Kettenrestaurants mit 20 oder mehr Verkaufsstellen, Vergnügungsparks und Verkaufsautomaten gilt die Vorschrift. Selbst die Kalorienzahl alkoholischer Getränke muss auf der Speisekarte angegeben sein, Mixgetränke in Bars sind aber von der Auszeichnungspflicht ausgenommen.

Bewusste Entscheidungen treffen

Die FDA veröffentlichte präzise Richtlinien dazu, wo und auf welche Weise die Kalorien-Angaben zu machen sind. Der Behördenvertreter Scott Gottlieb hob hervor, dass inzwischen immer mehr US-Bürger auf ihre Gesundheit zu achten versuchten. Wenn den Verbrauchern die Möglichkeit gegeben werde, gut informierte Entscheidungen über ihre Ernährung zu treffen, könne dies ihre Lebensqualität verbessern und "Leben retten".

Da Präsident Donald Trump auf vielen Feldern die von seinem Vorgänger getroffenen Entscheidungen kippt, war bisher ungewiss gewesen, ob die Regulierung zu den Kalorien-Angaben in Kraft treten würde. Diverse große Gastro-Ketten in den USA wie McDonald's, Starbucks oder Subway machen bereits Angaben über den Kaloriengehalt ihrer Produkte. Andere Unternehmen haben die Vorschriften zu verhindern versucht. Das Food Marketing Institute prognostiziert, dass Supermärkte und Lebensmittelläden künftig wohl weniger frisch zubereitete Speisen anbieten werden.

"Es geht einfach nicht"

In Österreich könnte eine solche Verordnung aufgrund der vielfältigen Küche schwierig werden. "Das ist in der Praxis unmöglich", betont Mario Pulker, Bundesobmann der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer. "Das wäre der Tod der gesunden, frischen und regionalen Küche."

In den USA sei die Gastronomie von Restaurant-Ketten beherrscht, sagt Pulker. Meist handle es sich um Fast-Food-Lokale, wo die Mengenangaben immer gleich seien. Da ist eine Kalorien-Angabe leicht umsetzbar. Im Gegensatz dazu habe Österreich eine vielfältige und starke Gastronomie, wo die Portionen nie gleich sind, wenn frisch gekocht wird, meint Pulker. "Es geht einfach nicht. Dazu müsste jede Portion Risotto oder jeder Fisch industrialisiert sein. Das wollen die Leute nicht", so der Wachauer Hotelier.

In seinem Betrieb in der Wachau sind die Gäste überhaupt nicht daran interessiert, wie viele Kalorien im Essen seien. "Wenn einer gesundheitsbewusst ist, dann bestellt er das dementsprechend", erklärt der Gastronom. Auch die Allergen-Verordnung habe die Leute verärgert. "In meinen Betrieb kam erst eine einzige Dame, die genau nachgefragt hat. Sie war aber schwere Allergikerin, sie fragt immer nach. Und sogar sie hat die Verordnung nicht verstanden."

Die Angaben von Kalorien in der Gastronomie war 2014 auf EU-Ebene im Rahmen der Lebensmittel-Informationsverordnung im Gespräch, sei aber aufgrund der schwierigen Umsetzbarkeit wieder verworfen worden, erzählt Pulker. Verpflichtend sind die Angaben von Kalorien in der Lebensmittelindustrie. (red, APA, AFP, 9.11.2017)