Basel – Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Diesem Motto folgt auch der Malaria-Erreger, wenn es seinem Opfer immer schlechter geht: Er wechselt von einem Vermehrungs- in ein Übertragungs-Stadium. Was genau dieses Umschalten steuert, war bisher nicht geklärt. Ein internationales Forscherteam Beteiligung hat nun entdeckt, wodurch dieser Prozess im Erreger ausgelöst wird.

Forscher des Schweizer Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) fanden zusammen mit Kollegen aus den USA und Schottland heraus, dass ein – vom Menschen produziertes – Molekül im Blut des Patienten eine Schlüsselrolle für den Kurswechsel spielt. Das Molekül namens LPC (Lysophosphatidylcholine) hilft dem Parasiten, sich zu vermehren: Es stellt für ihn Baumaterial für neue Zellmembranen dar. Vermehrt sich der Erreger stark, sinkt die Konzentration an LPC im Blut.

Möglicher Angriffspunkt

Die LPC-Menge im Blut verrät dem Erreger also, wie groß die Anzahl der Parasiten im Blut ist und damit auch, wie schlecht der Zustand des betroffenen Menschen, so die Vermutung der Forscher. Durch die sinkende LPC- Konzentration steht dem Parasiten weniger Baumaterial zur Verfügung und er geht ins Übertragungs-Stadium über, so die Forscher im Fachblatt "Cell".

"Zum ersten Mal überhaupt konnten wir beweisen, dass der Malariaparasit im menschlichen Körper nicht ein festes Programm abwickelt, sondern flexibel auf die Umwelteinflüsse reagiert", sagte Nicolas Brancucci, Erstautor der Studie.

Die Entdeckung, dass LPC dem Erreger verrät, wann es Zeit ist, weiterzuziehen, liefert eine wichtige Grundlage für den Kampf gegen Malaria: Die Information ließe sich vielleicht als Angriffspunkt für neue Therapien nutzen, um die Übertragung des Erregers zu stoppen. (APA, 10.11.2017)