Rom – Die römische Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag Ermittlungen wegen des Angriffs auf einen Journalisten der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI durch den Bruder eines inhaftierten Mafia-Bosses in Ostia bei Rom eingeleitet. Der Fall sorgte für einen Eklat in Italien

Der Enthüllungsjournalist, Daniele Piervincenzi, hatte Roberto Spada, den Bruder des Mafia-Bosses Carmine Spada, aufgesucht, um ihn über seine Freundschaft zu einem lokalen Vertreter der neofaschistischen Bewegung CasaPound zu befragen. Spada reagierte mit Gewalt auf die Fragen des Reporters. Mit einem Kopfstoß brach er dem Journalisten die Nase, danach ging er mit einem Knüppel auf ihn los. Piervincenzi musste im Krankenhaus behandelt werden.

Berüchtigt für Gewaltätigkeit

Der Fall löste eine Welle der Entrüstung aus. Der Spada-Clan ist berüchtigt für seine Gewalttätigkeit. Sieben Mitglieder der Familie wurden im Oktober zu insgesamt 56 Jahren Haft verurteilt.

Italiens Premier Paolo Gentiloni drückte seine Solidarität mit dem Journalisten aus. Bei Wahlen in Ostia am Sonntag eroberte die ausländerfeindliche CasaPound 9 Prozent der Stimmen. Bei den letzten Wahlen waren es lediglich 1,8 Prozent.

Die neofaschistische Gruppe berief sich bei ihrer Gründung 2003 auf den US-Schriftsteller Ezra Pound (1885-1972), der von Italien aus rassistische Hetzschriften veröffentlichte. Die Organisation zählt nach eigenen Angaben mehr als 4.000 Mitglieder und ist vor allem in Rom stark verankert. Mehrere Aktivisten der selbst ernannten "Faschisten des Dritten Jahrtausends" waren in Gewaltakte gegen Migranten verwickelt. (APA, 9.11.2017)