Wie landet man bei den Angebeteten? Natürlich mit Zauberkünsten! Stefano Bernardin und Dagmar Bernhard in Hubert Kramars neu adaptierter "Bunbury"-Inszenierung.

Foto: Lilli Crina Rosca

Wien – Endlich dem Ernst des Lebens zu begegnen – nichts sehnlicher wünschen sich Cecily (Dagmar Bernhard) und Gwendolen (Maddalena-Noemi Hirschal). Wie wörtlich die beiden Mädchen das meinen, müssen ihre Verehrer Algernon und Jack bald schmerzlich erfahren. Denn um ihre Herzen zu erobern, erscheint einzig der wohl klingende Name Ernst als Schlüssel zu ebendiesen.

Kurzerhand greifen die feinen Herren zu einer Notlüge und überdenken ihre Vornamen, denn wenn Algernon seinen Leidensgenossen Jack mustert, findet er sowieso: "Du bist die Ernst-hafteste Person, die ich jemals gesehen habe!" Während Algernon mit Cecily in farbintensiven Cowboystiefeln durchs Zimmer tänzelt, knacken bei Jack die versteiften Gelenke, da er vor Gwendolen auf die Knie geht. Doch als die Verlobungen beschlossene Sache sind, kommt das Lügengerüst ins Wanken.

Publikumslieblinge

Im Theater Akzent hatte am Mittwoch Hubert Kramars Inszenierung von Oscar Wildes Bunbury – The Importance of Being Earnest Premiere – mit Publikumslieblingen wie Lucy McEvil und Stefano Bernardin, die bereits in vorangegangenen Versionen und ähnlicher Besetzung (2010 und 2012) bereits dabei waren. Das Ensemble zeigt leichtfüßig Spielfreude und improvisiert souverän.

Mit der "trivialen Komödie für ernsthafte Leute", wie sie Wilde selbst bezeichnete, gelingt Kramar ein kurzweiliger Abend mit Sprachwitz und derbem Schmäh. Die Damen kämpfen schnaubend in Zeitlupe, der Heiratsantrag wird von Gwendolen mit einem herzhaften Poklatscher bejaht, und den feinen Herren entwischt schon mal das eine oder andere Schimpfwort.

Auch politische Seitenhiebe lässt sich der auch als Aktivist bekannte Regisseur nicht verkneifen. Algernons Tante Augusta verweist pflichtbewusst auf das Verhüllungsverbot und hält gleichzeitig wenig vom Demonstrationsrecht. Wie einst Wilde die feine englische Gesellschaft aufs Korn nahm, widmet sich Kramar den Rechtsparteien.

Am Ende sorgt die konservative Tante aber für das Happy End, denn sie verkündet: Zumindest einer der verliebten Herren ist ein wahrer Ernst. Tanzend können sich alle mit passendem Vornamen in die Arme schließen. Es lebe die Simplizität der Oberflächlichkeit! (Eva Walisch, 10.11.2017)