Mehr als 100 Studierende folgten der Einladung von Peek & Cloppenburg in die Räumlichkeiten der WU. Welche Trends den Handel bewegen war zwar das große Thema, diskutiert wurde aber – auch nach den vier Inputs – über Zukunftsvisionen inmitten der großen Transformation allgemein: Wie wird sich unser Leben, unsere Arbeitswelt verändern?

Foto: Klaus Ranger

Bernd Buchholz ist als Fashion Buyer bei P&C und kann beruflich viel Geld fürs Einkaufen ausgeben.

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Zukunftsforscher Andreas Steinle gab Einblicke in neueste Trends.

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Neni-Gastronom und Neo-Hutmacher Nuriel Molcho appellierte an die Leidenschaft der Studierende: Es muss nicht immer einen Masterplan geben.

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Dieter Scharitzer vom Institut für Marketing-Management an der WU Wien lieferte Infos darüber, wohin die Reise im Produktmarketing geht.

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Was ist der neueste Trend, was wird in ein paar Jahren Trend sein – und wie erkennt und setzt man Trends? Um diese Fragen ging es bei einer Podiumsdiskussion des Modehauses Peek & Cloppenburg (P&C) am Mittwoch an der Wirtschaftsuniversität Wien. Titel der Veranstaltung: "Trendforscher trifft Trendsetter". Als Redner geladen waren vier Persönlichkeiten, die sich dem Thema in 20-minütigen höchst unterschiedlichen Vorträgen widmeten.

Zukunftsforscher Andreas Steinle umriss die großen Megatrends, "die sich in allen Bereichen der Gesellschaft zeigen". Ein ganz wichtiger: Konnektivität. "Wir sind durch Digitalisierung hochgradig vernetzt unterwegs", sagte Steinle. Menschen stünden durch digitale Technologien in ständigem Kontakt miteinander, diverse Gegenstände werden mittlerweile vernetzt – Stichwort Internet of Things. Diese Entwicklung betreffe auch den Handel, sagte Steinle und brachte als Beispiel den Moby Mart, einen autonom rollenden Minisupermarkt, der in Schanghai getestet wird. Die Digitalisierung biete aber auch sonst Chancen für den Handel, etwa indem Waren online angeboten werden können.

Job: "Klamotten kaufen"

Gerade dass sich der Handel "immer neu erfindet, macht ihn als Branche so spannend", sagte Dieter Scharitzer, Assistenzprofessor am Institut für Marketing-Management an der WU. Er sieht die Digitalisierung aber nicht als "Einbahnstraße", es brauche nach wie vor Online und Offline, "eine Konvergenz aus beidem". Amazon habe das erkannt und eröffnet Bookstores.

Dass die Digitalisierung auch seinen Job stark verändert hat, berichtete Bernd Buchholz, Fashion Buyer bei P&C, in seinem Vortrag. Früher sei man nach London oder Paris gereist, um herauszufinden, was in ist. Mittlerweile fänden sich viele Trends auf Social-Media-Plattformen, ganz vorn dabei Instagram. "Heute ist alles so schnell geworden, dass ich als Einkäufer oft Schwierigkeiten habe mitzukommen", sagt Buchholz.

Geschwindigkeit kann auch zur Belastung werden

Diese Schnelllebigkeit mache es zugleich spannend – der 31-Jährige sprach in den höchsten Tönen von seinem Job. "Ich darf Klamotten in großen Mengen kaufen, die mir selbst gefallen", sagte Buchholz. Zudem komme er, der elf Länder betreut, viel in Europa herum. Die Herausforderung: "Dass Trends etwa in Lettland oder Litauen andere sind als in Kroatien oder hier."

Bei P&C hat Buchholz 2003 in Berlin angefangen, mit einer Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel. Es gibt aber auch noch andere Wege ins Unternehmen – eine Möglichkeit ist das Traineeship. Das 18 Monate dauernde Programm richtet sich an Absolventen eines Masterstudiums mit wirtschaftlichem Schwerpunkt. In Aussicht gestellt werden unter anderem frühe Führungsverantwortung und Mentoring.

Voraussetzung für die Bewerbung sind neben einem abgeschlossenen Studium Auslandserfahrung und relevante Praktika.

Naivität und Leidenschaft

Gesprochen wurde an diesem Abend auch darüber, dass Trends gefährlich werden können, dann nämlich, wenn man ihnen permanent nur hinterherläuft. Die Empfehlung: sie lieber selbst zu kreieren.

Einer, der genau das tat und tut, ist Nuriel Molcho. Der Neni-Gastronom entwirft Hüte und trägt sie zu bequemen Stoffen und Schmuckstücken, die er von Reisen mitnimmt.

Was braucht man, um eigene Trends zu setzen? Zunächst Leidenschaft, sagte Molcho. Neues zu schaffen bedeute darüber hinaus, "ohne Plan in etwas hineinzugehen". Die anderen Vortragenden pflichteten ihm bei: Helfen könnten Offenheit, die Lust am Tun und eine gewisse Naivität.

Zudem wichtig: Gelassenheit. Große Ideen entstünden oft erst, indem man Druck wegnimmt und Dinge auf sich zukommen lässt, sagt Molcho. "Du weißt nicht, wo die Reise hinführt, aber wenn du dich darauf einlässt, kann es gut werden." (red, 11.11.2017)