Wien/Graz – Durchschnittlich wird in Österreich jeden Tag eine Fläche von rund 16 Hektar verbaut, was in etwa 30 Fußballfeldern entspreche, sagt Klaus Lichtenegge. Der Physiker leitete das Projekt "The Green P" am Kompetenzzentrum Bioenergy2020+, das gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Wien und der Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt durchgeführt wurde. Insgesamt entfallen rund zwei Prozent oder fast 36 Quadratkilometer der gesamten österreichischen Verkehrsfläche (2.059 Quadratkilometer) auf Parkplätze.

Ein achtsamerer Umgang mit Grund und Boden und kreative Lösungen zur Steigerung des Nutzungsgrad von verbauten Flächen, welche ansonsten für das Ökosystem verloren wären, seien daher dringend nötig. Dazu gehören zeitlich nur sehr begrenzt genutzte Flächen wie zum Beispiel Großparkplätze bei Kinos oder Einkaufszentren.

Mögliche Nutzungsweisen

Photovoltaik oder Solarthermie sind zwei Möglichkeiten, das auf versiegelte Flächen einfallende Sonnenlicht sinnvoll zu nutzen. Mikroalgenkultivierung wäre eine andere: Mikroalgen können energetisch als Biotreibstoff oder stofflich als Nahrungsmittel, Kosmetika, Farbstoffe, Futtermittel und Dünger genutzt werden. "Zudem binden sie große Mengen an Kohlendioxid und tragen so nicht nur zur Verbesserung der Luftqualität bei, sondern bremsen sogar den Klimawandel", sagt Lichtenegger.

Im Rahmen des Forschungsprojekts "The Green P" wurden mittels technisch-ökonomischen Berechnungen und Computersimulationen drei Technologien zur Mikroalgenproduktion getestet, die zum Einsatz auf Parkplätzen geeignet wären. Dazu zählen Überdachungssysteme und befahrbare, in den Boden integrierte Photobioreaktoren. Bei diesen zirkuliert unter einer transparenten Schicht grüne Algensuspension und ersetzt den grauen Asphalt auf dem Parkplatz.

Die Berechnungen haben ergeben, dass das Biomassepotential der österreichischen Parkplatzflächen zwischen 800 und 1.000 Tonnen Mikroalgen pro Tag beträgt. "Im Labor wird die Mikroalgenkultivierung bereits betrieben, aber noch nicht unter den erschwerten Bedingungen, die auf oder unter Parkplätzen herrschen", erklärte der Projektleiter, der die Anbaumodelle gerne in einem Folgeprojekt praktisch testen würde. (APA, red, 12. 11. 2017)