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"Touristen, ihr seid in Venedig willkommen, doch ihr müsst ausgeben!", sagt Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro.

Foto: Reuters / Paolo Cocco

Für Peter Pilz, Kevin Spacey und einige britische Politiker ist die vergangene Woche suboptimal verlaufen. Die Vorwürfe verbaler und physischer sexueller Belästigungen und Übergriffe haben die Karrieren der Herren vorerst recht abrupt beendet. Und eine gesellschaftliche Diskussion in Gang gesetzt, die gezeigt hat, dass differenzierte Argumentation nicht jedermanns und -fraus Sache ist.

Um sich im Ton zu vergreifen, muss man aber nicht zwangsläufig über Geschlechtliches kommunizieren, auch Lukullisches kann zu Entgleisungen führen, wie der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, demonstriert. Er bezeichnete den chinesischstämmigen, in Großbritannien tätigen Professor Luke Tang und seine 70-jährigen Eltern als "Bettler" und forderte Touristen auf, gefälligst Italienisch oder, noch besser, Venetisch zu lernen.

Der Grund: Tang hatte sich in einem Brief an den Mitte-rechts-Politiker über die Lagunenstadt-Gastronomie beschwert. Das Trio habe laut Tang in der "Trattoria Casanova" nahe des Markusplatzes radebrechend um kleine Vorspeisen und Pastagerichte gebeten, und die Kellner versprachen, sich um das Essen zu kümmern. Worauf sie Austern, Hummer, Fische und andere Spezereien auftischten und am Ende 526 Euro verlangten.

Der Gast schrieb dem Stadtchef, dass Derartiges der Reputation Venedigs ein wenig abträglich sein könnte. Brugnaros Reaktion im TV war neben dem "Bettler"-Vorwurf ein Warnhinweis: "Touristen, ihr seid in Venedig willkommen, doch ihr müsst ausgeben!", beschied er. Ob Familie Tang noch einmal vorbeikommt, ist unbekannt. (Michael Möseneder, 12.11.2017)