In sattem Neapelgelb und Umbra verewigte Kolo(man) Moser am 24. Dezember 1915 den Weihnachtsbaum seiner Familie. Verhandlungsbasis für das Gemälde: 195.000 Euro.

Foto: Kunsthandel Freller

Die Veränderung des heimischen Marktplatzes wird dieser Tage in Wien in mehrerlei Hinsicht deutlich. Dort, wo jahrelang die Wikam (Wiener Internationale Kunst- und Antiquitätenmesse) stattfand, laufen derzeit Koalitionsverhandlungen. Denn die Herbstauflage der Traditionsveranstaltung des Verbandes der Antiquitäten- und Kunsthändler ist Geschichte. Erst im Frühjahr (24. 2. bis 4. 3. 2018) wird man sich wieder in den Palais Niederösterreich und Ferstel einquartieren. Unter gleicher Organisation brachte stattdessen die Fair for Art Vienna im Oktober in der Aula der Wissenschaften ein Debüt hinter sich. Erfolgreich, gemessen an den Besucherzahlen, betont Verbandspräsident Horst Szaal. Wie das Geschäft so lief? Nun, in den Sektionen Design und Kunst der Nachkriegsgeneration sei es gut gelaufen, bei klassischer Kunst eher mittelprächtig.

Am offensichtlichsten ist der Wandel an der aktuell in der Hofburg anberaumten Art & Antique ablesbar. Nicht nur am Warenangebot, sondern auch an jenen Ausstellern, die diesem Format mittlerweile fernbleiben. Fotospezialist Johannes Faber etwa, der derzeit in Paris (Paris Photo, bis inklusive 12. 11.) seine Fachklientel bedient. Oder Wienerroither & Kohlbacher, die zwischenzeitlich Messen im Ausland, wie jüngst die Tefaf New York oder die Munich Highlights, und Sonderausstellungen den Vorzug geben: zu Arbeiten Eduard Angelis (ab 15. 11.) und demnächst zum Spätwerk Kurt Kocherscheidts (ab 22. 11.).

Die Besucher in der Hofburg (bis inklusive 12. 11.) erwartet ein breit gefächertes Sortiment, das sich am Gout potenzieller Käufer orientiert: Hier eine Porzellanteller-Edition (Auflage 90) von Cindy Shermans Madame de Pompadour für wohlfeile 1400 Euro je Stück (Galerie Weihergut, Salzburg); dort asiatische Elfenbeinschnitzereien aus dem 19. Jahrhundert (Galerie Darya, Karlsruhe), die aufgrund verschärfter internationaler Richtlinien nur mehr innerhalb Europas gehandelt werden können.

Historisches Reisegepäck

Zwischendrin lockt historisches Reisegepäck von Louis Vuitton, ein Schrankkoffer von 1920 für 12.500 Euro (Kunsthandel Strassner, Schärding). Vintagedesign immerhin. Schräg vis-à-vis warten gut 150 Jahre alte ausrangierte Karussellpferde (Kunst & Antiquitäten Reisch, Wien): Die kleineren sind für je 8000 Euro zu haben, ein Blickfang jedenfalls. Das mit Abstand umfassendste Repertoire bietet die Sektion bildende Kunst österreichischer Herkunft: Vertreter aus der Zeit des Biedermeiers und des heimischen Stimmungsimpressionismus finden sich hier Seite an Seite mit einer Werkschau von Otto Muehl (Giese & Schweiger), dazu die längst obligaten Waldes (Kunsthandel Freller) Nitschs (Zimmermann Kratochwill), Prachenskys (Lilly's Art), Rainers (Galerie Ruberl) oder Helnweins (Galerie Kaiblinger).

Indes wurde die ursprünglich für Ende Februar geplante zweite Auflage der Art Vienna im Leopold-Museum abgesagt: wegen der Umbauarbeiten ebendort, und weil sich die alternativ angebotene Fläche in den Obergeschoßen auch aus logistischen Gründen als ungeeignet erwies. (kron, Album, 10.11.2017)