Wien – Das Wettrüsten zwischen den drei großen Premiummarken Audi, BMW und Mercedes ist ja insofern spannend, als man sich manchmal wirklich kaum mehr vorstellen kann, womit der eine den anderen doch noch überbieten könnte. So hat schon Mercedes vor einigen Jahren in der S-Klasse die Active Body Control eingeführt, ein Hydrauliksystem, das die (konventionellen) Federbeine um zusätzliche Funktionen erweitert. Mit den Daten der Fahrdynamiksensoren können dabei Wankbewegungen der Karosserie in Längs- und Querrichtung weitgehend ausgeglichen werden.

Elektromechanische Aktoren an den Rädern unterstützen die Luftfederung. Das System bietet den größten Funktionsumfang aller bisherigen Fahrwerke.

Als nächste Stufe folgte dann Magic Body Control. Hier werden auch Daten aus der Stereo-Frontkamera verarbeitet. So ist das Auto nicht nur in der Lage, sehr sensibel auf Bodenunebenheiten zu reagieren, sondern auch die Federcharakteristik vorausschauend zu beeinflussen, proaktiv, wie man vielleicht gerne sagen würde. Dabei kann sich das Auto sogar (ein bisschen) wie ein Motorrad in die Kurve legen.

Nun hat Audi beim neuen A8 seine Version des vorausschauenden Fahrwerks realisiert, und das sieht dann so aus: Bei Annäherung an eine markante Bodenwelle der Marke schlafender Polizist hebt sich kurz davor der Vorderwagen, um zusätzlichen Platz zu schaffen für die Luftfederung, welche die Bodenwelle wegschluckt, sodass der Aufbau fast unbeeindruckt vom Geschehen an den Rädern über das Hindernis gleitet.

Heben und senken

Punkt zwei: Umgekehrt wie bei Linienbussen, die zum Ein- und Ausstieg seitlich abgesenkt werden, hebt sich der A8 automatisch seitlich, um das Einsteigen zu erleichtern. Die gleiche Bewegung macht der Wagen übrigens, wenn seitlich ein Crash droht, um dem Unfallgegner den extrem steifen Längsträger entgegenzurecken.

Während Mercedes klassische Federbeine mit zusätzlicher Hydraulik verwendet, handelt es sich beim A8 um elektromechanische Aktoren, einer an jedem Rad. Sie unterstützen die Luftfederung, die diese Bewegungen allein nicht schnell genug ausführen könnte – das System arbeitet damit deutlich flotter als das von Mercedes. Die Infos erhält das aktivierte Fahrwerk von der Sensorik zur Fahrzeug-Umfeld-Beobachtung, im konkreten Falle der Bodenwelle ist es zum Beispiel die Kamera unter der Windschutzscheibe. (Rudolf Skarics, 13.11.2017)