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Paris – Die von politischen Turbulenzen gebeutelte Unesco hat die Französin Audrey Azoulay als neue Generaldirektorin bestätigt. Die frühere Pariser Kulturministerin kündigte am Freitag an, auf Dialog mit den USA und Israel zu setzen, die vor Kurzem im Streit um Palästina angekündigt hatten, die UN-Organisation Ende 2018 zu verlassen.

"Die Geschichte hat uns gezeigt, dass es nur zu Katastrophen führen kann, (...) den Tisch des internationalen Gesprächs zu verlassen", sagte Azoulay dazu. Die Generalkonferenz der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur hatte die 45-Jährige zuvor endgültig zur Nachfolgerin der Bulgarin Irina Bokowa gekürt. Der Unesco-Exekutivrat hatte Azoulay im Oktober nominiert, sie setzte sich dort in einer Stichwahl knapp gegen den Bewerber Katars durch. Sie tritt ihr Amt am kommenden Mittwoch an und ist für vier Jahre gewählt.

Arbeit von Nahostkonflikt überschattet

Die Arbeit der Unesco wird seit vielen Jahren von politischem Streit im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt überschattet. Die USA und Israel werfen der Organisation Voreingenommenheit gegenüber Israel und eine Politisierung vor. Nach der Aufnahme Palästinas hatten die USA bereits 2011 ihre Zahlungen an die Unesco gestoppt – dabei wären sie eigentlich der größte Beitragszahler.

"Für mich ist es sehr wichtig, dass die Unesco ihre Tür offen hält", sagte Azolay. Sie wolle auch weiter mit den Zivilgesellschaften der USA und Israels zusammenarbeiten. Die Unesco habe politische und finanzielle Schwierigkeiten, angesichts von Extremismus, Konflikten und Klimawandel aber weiterhin ihre Berechtigung. Man könne von der Organisation nicht verlangen, völlig unpolitisch zu sein, sie könne zugleich nicht alle Konflikte lösen. "Aber was man von jedem Staat verlangen kann, ist, Verantwortung zu zeigen in den Themen, die sie an den Tisch der Unesco bringen."

Azoulay arbeitete früher für Hollande

Azoulay hat jüdisch-marokkanische Wurzeln. Die Absolventin der Verwaltungselitehochschule ENA stieg 2014 zur Kulturberaterin des damaligen französischen Präsidenten François Hollande auf. 2016 übernahm sie dann für gut ein Jahr das Kulturministerium.

Deutschland musste bei der Unesco-Generalkonferenz einen Dämpfer einstecken. Die Bundesrepublik scheiterte mit ihrer Kandidatur für eine weitere Amtszeit im Exekutivrat der Organisation. Bei der Vergabe von drei freien Sitzen für die Ländergruppe "Westeuropa und Nordamerika" unterlag Deutschland gegen Finnland, Portugal und die Türkei, wie die Unesco auf ihrer Webseite bekannt gab. Die Abstimmung fand bereits am Mittwoch statt. Der Exekutivrat ist für die Umsetzung des Unesco-Programms verantwortlich und besteht aus 58 Mitgliedern.

Die Unesco ist vor allem für die Listen des Weltkulturerbes bekannt. Doch die Organisation mit 2.100 Mitarbeitern und einem dreistelligen Millionenbudget ist in vielen weiteren Feldern aktiv – von Bildung über Biosphärenreservate bis Gleichberechtigung. Ihr Auftrag ist es, das wechselseitige Verständnis zwischen den Nationen zu fördern. (APA, 10.11.2017)