Das Ehepaar Harald (Peter Schneider) und Ines Böhlert (Marie Leuenberger) demonstriert vor der Versicherungsfirma ALVA – zu sehen am Sonntag um 20.15 Uhr im Dresdner "Tatort".

Foto: ORF/ARD/Gordon Muehle

Es ist zum Verzweifeln. Da zahlt man jahrelang nicht wenig Geld ein, wähnt sich im Fall eines Unglücks zumindest finanziell abgesichert, und dann lassen sie einen im Stich. Dieses Bild, das der neue Dresdner Tatort (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF und ARD) von Versicherungen zeichnet, ist klischeebeladen. Es sind die Nebenstränge, die diesen Fall doch noch sehenswert machen.

Doch zunächst die Haupthandlung: War es ein von der Versicherung abgeschasseltes Unfallopfer, das den kapitalistischen Abteilungsleiter Heiko Gebhardt in Scharfschützenmanier vom Hochhaus gegenüber erschossen hat?

Die Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Henni Sieland (Alwara Höfels) graben tief, wühlen sich durch ein Tohuwabohu aus Mobbing, Affären, Eigeninteressen. Was sie zutage fördern, ist nicht schön. Nicht nur Kunden, auch so mancher Kollege scheint ein Tatmotiv zu haben. Allen voran der aalglatte Karrierist Rainer Ellgast (überzeugend: Arnd Klawitter), der mit dem Mordopfer noch eine Rechnung offen hatte. Das Arbeitsklima war mehr als angespannt.

Aber auch zwischen Henni und ihrem Vorgesetzten Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) ist nicht alles rosarot. Sie unterstützt eine Flüchtlingsfamilie, schenkt einer Syrerin den ausrangierten Computer des Chefs. Der schimpft sie "Gutmensch" und macht sich wegen der vielen Migranten Sorgen um seine Stadt, die nicht mehr das ist, was sie einmal war.

Dann ist da noch Hennis düsteres Privatleben. Auf ihren Wieder-Freund Ole (Franz Hartwig) ist einfach kein Verlass. Es passt nicht mehr, für eine gemeinsame Zukunft sieht sie schwarz – eine der stärksten Szenen in diesem Tatort. (Astrid Ebenführer, 12.11.2017)