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Thiem ist zuversichtlich: "Es geht auf jeden Fall aufwärts."

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London – Schon das erste Match bei den mit 8 Mio. Dollar dotierten ATP Finals könnte für Dominic Thiem zum Wegweiser für das weitere Turnier werden. Der 24-jährige Weltranglisten-Vierte bekommt es am Montag (nicht vor 15.00 Uhr MEZ/live Sky) zum Auftakt der Gruppe "Pete Sampras" mit dem zwei Jahre älteren Weltranglisten-Sechsten Grigor Dimitrow zu tun. Thiem führt vor dem Duell in London mit 2:1-Siegen.

Aufwärtstendenzen

Wer dem zuletzt auf sein Karrierehoch gekletterten Thiem am Samstag im Training gegen Andy Murray und später gegen Marin Cilic zugeschaut hat, versteht, warum sein Coach Günter Bresnik zuletzt im Training starke Aufwärtstendenzen konstatiert hat. Thiem servierte und returnierte stark, bewegte sich auch wieder viel besser und scheint für die zumindest drei Matches gegen Dimitrow, Rafael Nadal und David Goffin noch einmal richtig heiß zu sein.

Thiem blieb im Gespräch mit der APA vorsichtig. "Ich habe wirklich sehr gut gespielt, aber es sind halt immer zwei komplett verschiedene paar Schuhe im Training und im Match." Zumindest schadet der Aufwärtstrend dem zuletzt doch angeknacksten Selbstvertrauen des zweifachen French-Open-Halbfinalisten sicher nicht. Es wurde auch an scheinbaren Kleinigkeiten getüftelt wie zum Beispiel an der Bespannungshärte oder an der Schlägereinstellung, doch auch im Tennis liegt der Teufel im Detail.

"Es geht auf jeden Fall aufwärts. Die Schläge sind gut, ich bewege mich wieder besser. Mal schauen, wie ich das Training umsetzen kann." Ein guter Start ins Turnier ist immer wichtig, auch wenn gerade beim "Masters" auch ein Ausrutscher eben nicht das Aus bedeutet. Bei dementsprechenden anderen Ergebnissen ist sogar ein Aufstieg mit nur einem Sieg aus drei Spielen möglich.

"Wichtig ist, dass er wieder so viel Selbstvertrauen und Selbstverständlichkeit in den Schlägen hat", war Thiem-Coach Günter Bresnik nach dem Samstag-Training zufrieden. "Er spürt wieder, dass er den Ball kontrolliert, dass er sehr gut serviert und beim Return viele Bälle ins Spiel bringt."

Dimitrow erstmals bei ATP Finals

Unter diesen Voraussetzungen könnte das Duell mit dem 26-jährigen Bulgaren Dimitrow gleich zum sehenswerten Schlager werden. Von der Ästhetik her ohnehin, beide Spieler schlagen u.a. die einhändige Rückhand wie aus dem Lehrbuch. Dimitrow hat es nach starkem Jahresbeginn (Halbfinale Australian Open, Titel in Brisbane und Sofia) und gutem Herbst (Titel in Cincinnati, Finale in Stockholm, in Peking und Shanghai jeweils erst in drei Sätzen gegen Rafael Nadal out) endlich erstmals in die ATP Finals geschafft.

Jahrelang mit dem Ruf des "Mini-Federer" als nächster Topstar gehandelt, konnte er den Vorstoß in die Top Ten 2014 nicht halten. Dimitrow verlor dann den Fokus, Eine Zeit lang sorgte er mit seinen Liebschaften mit Serena Williams, Maria Scharapowa und Popsängerin Nicole Scherzinger in der "Yellow Press" für größere Schlagzeilen als auf den Sportseiten der Zeitungen. Nun hat er sich erstmals für das Saison-Abschlussfinale qualifiziert. Vor drei Jahren war er als Ersatzspieler schon dabei, kam aber nicht zum Einsatz.

Thiem-Coach Bresnik hält von Dimitrow schon lange viel. "Er ist für mich einer der komplettesten Spieler. Von ihm erwartet man seit fünf Jahren, dass er konstant unter den ersten Fünf steht."

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Schon die bisherigen drei Begegnungen Thiem-Dimitrow hatten es in sich: In Acapulco-Viertelfinale 2016 siegte Thiem mit 7:5,6:2 auf dem Weg zum Titel, 2017 gab es gleich zwei sehenswerte Matches der beiden. In Brisbane musste sich der Lichtenwörther 3:6,6:4,3:6 beugen, dafür hatte Thiem beim Masters-1000-Event in Madrid nach Abwehr von fünf Matchbällen (!) im Tiebreak den längeren Atem und gewann 4:6,6:4,7:6(9). "Sicher eine meiner geilsten Partien in diesem Jahr", erinnerte sich Thiem lächelnd.

Dimitrow ist übrigens der einzige Gruppengegner, gegen den Thiem eine positive Bilanz hat. Gegen Nadal steht es 2:5, gegen Goffin gar 3:7. Nadal und Goffin treffen Montagabend (nicht vor 21.00 Uhr) im zweiten Einzel aufeinander. Die jeweiligen Sieger bzw. Verlierer spielen dann am Mittwoch gegeneinander. Auf dem Spiel stehen pro Round-Robin-Einzel 200 ATP-Punkte sowie 191.000 Dollar (163.892,23 Euro).

Nicht zuletzt geht es für Thiem aber auch darum, den gerade geschafften, erstmaligen Einzug in die Top 5 zu verteidigen. Bei optimalem Verlauf ist auch mehr möglich. Thiem, der hinter Alexander Zverev (20) übrigens immer noch der Zweitjüngste im Feld ist, sprach es selbst an: "Wer am Montag die erste Gruppenpartie gewinnt, hat gute Karten für den Semifinaleinzug." (APA, 12.11.2017)