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Roboter Hubo auf dem World Economic Forum, 2016 in Davos

Foto: REUTERS/Ruben Sprich

Hubo kann ein wenig eckig tanzen. Hubo könnte über unebenes Gelände gehen, hätte er nicht gerade ein gebrochenes Fußgelenk. Hubo, der preisgekrönte Roboter aus dem Forschungslabor der koreanischen KAIST, kann in einem AKW wie Fukushima Reparaturen ausführen. Aber es sind genau genommen nur acht Aufgaben, die er kann. Und nach zwei Stunden sind seine Batterien leer – dann kann er nichts mehr.

"Menschen sind unberechenbar"

Mit Armen, Beinen und einem Kopf mit Kameras gehört Hubo zur Klasse der "humanoiden", also menschenähnlichen Geräte. Seit seiner Erschaffung forscht man nun, wie er gefahrlos in den menschlichen Alltag integriert werden könnte. Denn das ist noch viel zu gefährlich für die Menschen – und zu kompliziert für die Maschine. "Autonomes Fahren wird bald kommen, das ist ja eine einfache Aufgabe, weil die Abläufe im Wesentlichen vorhersehbar sind. Aber unter Menschen zu leben ist für eine Maschine noch viel zu kompliziert. Die Menschen sind unberechenbar", sagt ein Doktorand am 1971 gegründeten Forschungsinstitut KAIST, der an Hubo forscht, beim Besuch einer österreichischen Journalistengruppe.

Ähnliches zeigt sich bei Kawada Robotics in Tokio. Das erklärte Firmenziel ist ein Roboter, der mit den Menschen zusammenarbeitet, diesen unterstützt. Bis es einen wirklich autonomen Roboter gibt, wird es aber noch dauern, räumten Vertreter des Unternehmens ein. Auch ihre Geräte brauchen genau definierte Aufgaben, maschinenlesbare Angaben auf Werkstücken und stellen ihre Tätigkeit ein, wenn ihre Sensoren einen Menschen in ihrem Arbeitsumfeld erkennen – sicherheitshalber.

Dabei muss man in Ländern wie Japan oder Südkorea kaum mit Widerstand der Menschen rechnen. Sie akzeptieren Roboter an ihrer Seite. In Japan etwa agieren Menschen teilweise lieber mit Maschinen als mit Menschen, meint der österreichische Wirtschaftsdelegierte in dem Land, Ingomar Lochschmidt. In Japan, wo der Shintoismus weit verbreitet ist, gestehe man auch Robotern leichter eine Seele zu.

Dramatische Bevölkerungsprognose

Dazu kommt in Japan eine dramatische Bevölkerungsprognose: Gehen die aktuellen Trends weiter, dann dürfte die Einwohnerzahl in den kommenden hundert Jahren um rund zwei Drittel zurückgehen, auf dann nur mehr 43 Millionen. Japan erlaubt keine Zuwanderung, obwohl die Geburtenrate ähnlich niedrig ist wie in Europa. Da scheint der Ausweg zu sein, dass man sich auf Maschinen verlässt. Noch können diese aber nur spezifische genau definierte Aufgaben übernehmen.

Um den Menschen das Leben zu erleichtern sollen jedoch nicht nur einzelne Maschinen, sondern gleich ganze Städte "intelligent" werden. Professor Gerhard Schmitt hat an der Singapurer Universität NTU eine Forschungseinheit der ETH Zürich aufgebaut. Dort forscht er unter anderem über die Stadt der Zukunft. Das geht bereits über die viel genannte "Smart City" hinaus in Richtung "Responsive City", die Stadt, die auf die Bedürfnisse ihrer Einwohner reagiert und nicht nur Daten erhebt.

Gute Datenlage

Singapur bietet sich als Forschungsstandort an, weil unglaublich viele Daten erfasst werden. Schmitt kann etwa berechnen, wo künftig Staus drohen, wenn ein neuer Stadtteil für 300.000 Einwohner entsteht. Mit diesem Wissen kann Singapur bei der Planung des neuen Stadtteils schon die Infrastruktur in anderen Gebieten verstärken, um einem Kollaps vorzubeugen. Schmitt kann auch berechnen, wo die Tätigkeit der Menschen zu einem Temperaturanstieg in dem tropischen Stadt-Staat führt – um bis zu neun Grad. "Wenn es uns gelingt, an die Wurzeln dieses Übels zu kommen, können wir Singapur deutlich lebenswerter machen", so Schmitt.

Abgesehen von der guten Datenlage liegt der Stadtstaat in der Weltgegend, wo das große Wachstum von Städten in den kommenden Jahren stattfinden wird. In Indien, China und Afrika südlich der Sahara sind enorme Ballungsräume im Entstehen. Der Schweizer Remo Burkhard, Direktor des ETH-Forschungszentrums in Singapur, fasst den Unterschied so zusammen: "In meinem Heimatdorf haben sich in den letzten 40 Jahren nur die Öffnungszeiten der Post verändert. In der gleichen Zeit ist ein chinesisches Fischerdorf von 50.000 Einwohnern auf 10 Millionen Einwohner angewachsen".

Das rasante Bevölkerungswachstum muss in Städten aufgefangen werden, ist Schmitt überzeugt. Da lohnt es sich, die Entwicklung von Städten zu erforschen. Wobei Schmitt Wien Rosen streut: Die österreichische Hauptstadt sei schon eine "Smart City" und sei auf dem Weg Richtung "Responsive City", also einer Stadt, die auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht. Was in Wien möglich ist, müsse aber erst in asiatischen Städten mit der bald zehnfachen Einwohnerzahl und doppelten Bevölkerungsdichte umgesetzt werden. (APA, 13.11.2017)