Franzisca Weder lehrt und forscht am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften der Universität Klagenfurt.

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Der berühmte Eisbär, der dünn auf seiner (letzten) Eisscholle sitzt, die in stürmischen Fluten versinkende Freiheitsstatue oder die Avocado als "böses" Gemüse, geht es um die Länge des Reisewegs nach Europa: All diese Bilder vermitteln uns, dass sich das Klima zum Schlechten verändert – und dass wir Menschen da nicht ganz unbeteiligt sind.

Der Klimawandel, das paradigmatische Nachhaltigkeitsproblem an sich, hat heute einen festen Platz auf der Medienagenda. Dahinter liegen oftmals kommunikationsstrategische Bemühungen, mit denen unterschiedliche Akteure versuchen, die gesellschaftliche Sichtweise auf den Klimawandel zu beeinflussen, genannt: strategisches Framing.

In Anbetracht der jüngsten Wahlergebnisse in Österreich und der Tatsache, dass die Partei der Grünen nicht mehr im Nationalrat vertreten sein wird, drängt sich die Frage auf, wer sich nun um die zentralen Themen der "Ökopartei", vor allem um die Nachhaltigkeit in sozialer, wirtschaftlicher, aber vor allem der Umweltdimension, kümmert. Was also tun, wenn einer der zentralen "Frame-Sponsoren" in der österreichischen klima- und umweltpolitischen Debatte wegfällt?

Gelenktes Denken

Die Frame-Forschung versucht herauszufinden, inwieweit unser Denken durch die Wahl bestimmter Worte und Metaphern bewusst gelenkt werden soll. Besonders spannend ist hier, woher die Deutungsangebote für die Kontextualisierung bestimmter Ereignisse kommen, wer also die "Sponsoren" bestimmter Frames sind und wie diese wirken. Ein "Frame-Sponsor" ist ein Akteur, der in seinen Kommunikationsbemühungen bestimmte Realitäten und Aspekte hervorhebt und andere dafür unter den Tisch fallen lässt.

In der Literatur finden sich Erklärungen für Frames auf zwei Ebenen: Zunächst gibt es einen sogenannten Masterframe. Im Falle Klimawandel wäre dies, dass es einen anthropogenen Klimawandel gibt. In anderen Worten: Wir Menschen beeinflussen durch unser Handeln das Klima. Diesem Masterframe zugeordnet existieren unterschiedliche Interpretationen und Argumente. Diese "themenspezifischen Frames" beinhalten die Definition von Problemen, eine Bewertung, aber auch Lösungsvorschläge, diskutiert beispielsweise im Rahmen der K3-Klimawandelkonferenz im September.

Einer der wohl am meisten verbreiteten Frames ist der Unsicherheitsframe. Die zentrale Botschaft ist, dass die Ursachen, Folgen und Handlungsoptionen des Klimawandels unklar sind. Argumentiert wird dies einerseits damit, dass Unsicherheit eine Bedingung von wissenschaftlichen Erkenntnissen generell ist. Andererseits rechtfertigen die Klimawandelgegner damit ihr Nichthandeln. Sponsoren dieses Frames sind vor allem Öl- und Automobilindustrie, konservative Politiker und entsprechend politiknahe Wissenschafter.

Ein anderer themenspezifischer Frame ist "climate justice". Hier wird Klimawandel als Gerechtigkeitsproblem gedeutet, das sich vor allem in der Asymmetrie zwischen Ursachenverantwortung und Betroffenheit widerspiegelt. Ein entsprechender Lösungsvorschlag wäre die radikale Veränderung des Lebensstils, aber auch der politischen Strukturen und der Wirtschaftsweise. Nachhaltigkeit als Alternative zum Kapitalismus also.

Verschiebungen der Deutungsrahmen aufdecken

Zurück zur politischen Neuordnung in Österreich: Vor dem Hintergrund des Wegfalls eines der zentralen "Sponsoren" von Frames im Bereich Klimawandel und nachhaltige Entwicklung in der politischen Debatte ist offen, wie diese Themen in Zukunft kontextualisiert werden, welche inhaltlichen Bedeutungsrahmen nun angeboten werden und sich in der Öffentlichkeit etablieren. Und welche Rolle Journalisten dabei spielen können und sollen.

Aus medien- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive erscheint es notwendig, in Zukunft insbesondere die Umdeutungen, also die Verschiebungen der Deutungsrahmen, in denen die Realität betrachtet wird, zu beobachten und aufzudecken. Dieser Prozess des "Reframings" wird durch die angesprochene politische Neuordnung und neue Meinungshegemonien einsetzen.

In diesem Sinne sollte sich die Aufmerksamkeit von uns Wissenschaftern und Journalisten darauf richten, welche Akteure bestimmte Aspekte eines Problems in den Vordergrund rücken, um für die eigene Position zu mobilisieren – und welche Worte sie dabei verwenden. Warum heißt es immer noch Klimawandel statt Klimakatastrophe, warum immer noch Erderwärmung und nicht Erderhitzung?

Es bleibt also zu hoffen, dass in Zukunft auch politische Akteure, die Nachhaltigkeit nicht als Alternative im Kapitalismus, sondern als Alternative zum Kapitalismus begreifen, ihre Deutungsangebote kommunizieren und etablieren. (Franzisca Weder, 14.11.2017)