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Borut Pahor vermeidet klare Positionen, mit denen er anecken könnte. Die Präsidentenwahl konnte er am Sonntag nur knapp für sich entscheiden.

Foto: AP Photo/Darko Bandic

Ljubljana/Sarajevo – Zuerst ging er siegessicher in den Wahlkampf. Dann wurde er immer nervöser. Er fing an, im Fernsehen seine Errungenschaften aufzuzählen. Aber die Leute fanden das peinlich – und wandten sich erst recht dem Herausforderer zu. Diesmal zog seine Strategie nicht mehr so richtig.

Borut Pahor war ein postmoderner Politiker, lang bevor das überhaupt populär wurde. Der sportliche Mann, der immer sonnengebräunt und lächelnd auftritt, vermeidet klare Positionen, mit denen er anecken könnte. Dem ehemaligen Dressman geht es oft mehr um das Äußere als um den Inhalt. Sein Spitzname ist "Barbie", was er mit Humor nimmt. Zuweilen posiert er auf Fotos, die er über Instagram teilt, auf dem Badestrand oder im Taucheranzug. Dieses Posieren ist in Slowenien mittlerweile unter #Boruting benannt.

Ehemaliger Sozialdemokrat

Der 54-jährige Pahor ist schon lange kein Parteimitglied mehr, obwohl er als Sozialdemokrat die Regierung von 2008 bis 2012 anführte. Damals scheiterte er daran, den Slowenen zu erklären, weshalb es notwendig war, tiefe Einschnitte zu machen. Damals zeigte sich aber auch, dass die Leute nichts gegen Pahor persönlich hatten, sondern mehr gegen das Sparprogramm. Sie wählten ihn also vor fünf Jahren – entgegen allen Prognosen – zum Staatschef. Er galt als umgänglicher und charmanter als der steife Danilo Türk.

Pahor wurde noch im Sozialismus sozialisiert, seine Abschlussarbeit an der Universität Ljubljana beschäftigte sich 1987 mit "Friedensverhandlungen zwischen Mitgliedern der blockfreien Staaten", zu denen Jugoslawien damals gehörte. Als junger Mann war der Sohn einer alleinerziehenden Näherin bereits in der sozialistischen Jugendvereinigung aktiv. Danach unterstützte er Reformkommunisten wie den späteren slowenischen Präsidenten Milan Kučan und wurde nach der Wende, als Demokratie und Marktwirtschaft eingeführt wurden, schließlich Sozialdemokrat.

Parlamentspräsident, Premier, Staatspräsident

Pahor ist der einzige slowenische Politiker, der alle wichtigen Führungsrollen in der kleinen Republik innehatte. 2000 wurde er Parlamentspräsident. Das Amt prägte ihn – er lernte, für Ausgleich zu sorgen. Als er schließlich 2008 Premier wurde, schaffte er es aber nicht mehr, die enormen Spannungen auszubalancieren, die wegen der Finanzkrise aufkamen. Die Regierung stürzte 2011 aufgrund eines Misstrauensantrags, die Sozialdemokraten verloren die folgenden Wahlen.

Doch Pahor selbst gewann mit seiner moderierenden Art die Präsidentenwahl mit über 67 Prozent der Stimmen. Die 53 Prozent, die er am Sonntag bekam, sehen im Vergleich dazu mickrig aus. Sie zeigen, dass er die Leute nicht nachhaltig überzeugen konnte. Pahor, der mit seiner Frau, der Rechtsanwältin Tanja Pečar, einen gemeinsamen Sohn hat, wird nun noch einmal im Präsidentensessel sitzen. Aber er wird wohl nicht mehr so breit lächeln können und damit leben müssen, dass sein Herausforderer Marjan Šarec während des Wahlkampfs zum eigentlichen Star geworden ist. (Adelheid Wölfl, 13.11.2017)