Über 5.000 Wildtieraufnahmen sind in Mumbai in den vergangenen Monaten eingetrudelt. Bei der Vergabe der Sanctuary Wildlife Photography Awards steht aber nicht das Spektakuläre im Vordergrund, sondern der Eindruck, der dem Betrachter vermittelt werden soll. Nämlich: als Mensch verantwortungsvoll mit der Natur und ihren Bewohnern umzugehen. Die Bilder zeigen Konflikte zwischen Mensch und Tier und den Überlebenskampf in der Wildnis.

9. "Smoke on Water"

Der Titel mag täuschen – mit Deep Purple hat das Bild von Vishruth Cavale nichts zu tun. Auch nicht mit Rauch: Was auf dem Wasser schleierartig zu sehen ist, ist alleine dem Fotografenhandwerk zu verdanken. Durch eine Langzeitbelichtung hat Cavale die schnellen Bewegungen eines Reihers an einem Seeufer in Lalbagh, Bengaluru festgehalten.

Für die mystische Inszenierung erhielt der Fotograf den Preis in der "Young Category, Art in Nature".

Foto: Vishruth Cavale / Sanctuary Nature Foundation

8. "Valparai Vagrant"

Aufgenommen an einer Auto-Raststätte auf dem Weg nach Valparai, spiegelt die Aufnahme den Konflikt zwischen Menschen und Affen im Süden Indiens wider. Etliche Staaten in Indien haben eigene Lobbys gebildet, um die Affenpopulation einzudämmen – doch die kleinen Makaken passen sich an den menschlichen Lebensraum an und vermehren sich unaufhörlich.

Das Verhältnis von Affe und dem von Menschen geschaffenen Auto, soll dem Betrachter die Situation verdeutlichen: Es ist nur eine von vielen Spezies, die versucht, im Zeitalter des Anthropozäns zu überleben. Sitara A. Karthikeyan wurde für das Bild in der "Young Category, Nature in Urbania" ausgezeichnet.

Foto: Sitara A. Karthikeyan / Sanctuary Nature Foundation

7. " Three’s A Crowd"

Man muss schon genauer hinschauen, um den dritten in der Runde zu erkennen: Oben auf der Steinformation genießt ein Leopard seinen Mittagsschlaf unter der indischen Sonne. Zwei neugierige Pfaue haben die Raubkatze erspäht und beobachten still ihren Feind.

Die Komposition zwischen Beobachter und schlafendem Jäger und ihre stille Interaktion im Yala National Park in Sri Lanka, ließen Fotograf Drishti Hoskote den Preis in der "Young Category, Creatures Great and Small" gewinnen.

Foto: Drishti Hoskote / Sanctuary Nature Foundation

6. "Last Port of Call"

In einer orangen Plastikkiste fand dieser Geigenrochen als Kollateralschaden sein Ende. Die Aufnahme wurde am Mangalore Port gemacht, wo indische Fischer ihren Fang sortieren. Zwar zählt der Rochen nicht zur eigentlichen Beute, als Beifang wird aber auch das Fleisch dieser gefährdeten Art verarbeitet und verkauft.

Vishruth Cavale dokumentiert mit seiner Aufnahme einen Moment der leisen Vernichtung einer Spezies. Stellvertretend soll das Bild für die vielen, wenig bekannten Arten stehen, die dem Fischfang zum Opfer fallen. Der Fotograf wurde dafür als Young Photographer of the Year ausgezeichnet.

Foto: Vishruth Cavale / Sanctuary Nature Foundation

5. "Forsaken"

Der Name dieses Bildes unterstreicht seinen grausamen Anblick: Ein letztes Mal hebt das Reh inmitten von Krokodilen seinen Kopf, während die Reptilien ihre Beute Sekunden nach der Aufnahme in Stücke gerissen haben. Im Yala National Park in Sri Lanka wurde das Reh von nur einem Krokodil attackiert, die anderen Reptilien ließen nicht lange auf sich warten.

Milinda Wattegedara konnte damit zeigen, wie skrupellos das Gesetz der Natur sein kann. Preisgekrönt in der Kategorie "Creatures Great and Small".

Foto: Milinda Wattegedara / Sanctuary Nature Foundation

4. "Epomis Modus Operandi"

Wenn der Jäger selbst zur Beute wird: Die Larve des Laufkäfers Epomis, der ausschließlich Amphibien jagt, täuscht ihr Opfer, indem sie klein und hilflos wirkt. Unterschätzt werden die zangenartigen Mundwerkzeuge, die sich sekundenschnell durch die Kehle des Frosches bohren, noch bevor dieser attackieren kann.

Fotograf Mahadev Suresh Bhise gelang damit eine der äußerst seltenen Aufzeichnungen. Das Foto überzeugte in der Kategorie "Creatures Great and Small"

Foto: Mahadev Suresh Bhise / Sanctuary Nature Foundation

3. "Between a Rock and a Hard Place"

Der Räuber und seine Retter: 30 Stunden lang schwamm ein Leopard in einem Brunnen im Westindischen Nashik um sein Überleben, bis er von Einheimischen gerade noch rechtzeitig entdeckt wurde. Die Männer beschlossen kurzerhand, das Risiko einzugehen und das Raubtier aus dem Wasser zu retten.

Ein ergreifender Moment, der von Fotograf Anand Bora aufgenommen wurde – und ihn zum Gewinner in der Kategorie "Naturschutz Fotografie" machte.

Foto: Anand Bora / Sanctuary Nature Foundation

2. "An ephemeral Masterpiece"

Chivla Beach: ein flüchtiges Naturschauspiel konnte der Fotograf Abhishek Nandkishor Neelam Satam am Strand von Malwan beobachten.

Die Zusammenarbeit von Krabben, Muscheln und einem Seestern, zeigt den tiefen Abdruck seiner Bewegungen im Sand, bevor ihn die nächsten Wellen gleich wieder verschwinden lassen. Ein kunstvolles Bild, das die Kategorie "Art in Nature" für sich gewinnen konnte.

Foto: Abhishek Nandkishor Neelam Satam / Sanctuary Nature Foundation

1. "Hell is Here"

Brennende Teerklumpen fliegen durch die Luft, schreiende und lachende Menschen bahnen sich ihren Weg durch den westbengalischen Wald. Die Zielscheibe: Ein Elefantenbaby und seine Mutter, die verzweifelt versuchen, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Für seine schockierende Aufnahme wurde Biplab Hazra als Photographer of the Year ausgezeichnet.

Die Jagd auf Elefanten hat in Westbengalen Tradition. Im indischen Land, in dem weltweit die meisten Elefanten leben, droht der Konflikt zwischen Einheimischen und den Dickhäutern zu eskalieren: Seit Jahrhunderten durchwandern sie die Wälder, die nun zu einem unsicheren Lebensraum werden.

Auf der einen Seite wird argumentiert, Elefanten zerstören die Ernten der Menschen, manche von ihnen jagen die sensiblen Tiere aber auch einfach aus Spaß.


Hier alle ausgezeichneten Bilder. (nch, 14.11.2017)

Foto: Biplab Hazra / Sanctuary Nature Foundation