A1 bietet seinen Kunden unlimitiertes Streaming bestimmter Audio- und Videodienste an.

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Diese Anbieter können ohne Datenverbrauch genutzt werden.

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Es ist vermutlich der größte Angriff auf die Netzneutralität, den es in Österreich bisher gegeben hat. Mit "Free Stream" bietet der Mobilfunker A1 seinen Kunden unlimitiertes Streaming bestimmter Audio- und Videodienste an, das nicht auf das jeweilige Datenvolumen angerechnet wird. A1-Kunden mit unterschiedlichen A1-Go-Tarifen können nun etwa Netflix, Spotify, Amazon Prime Video und Apple Music nutzen, ohne auf ihren Datenverbrauch achten zu müssen. Solche Angebote werden in der Mobilfunkbranche als "Zero Rating Service" bezeichnet.

Die Nutzung anderer Anbieter wie ORF-TV-Thek und Youtube belastet dagegen weiterhin das Datenvolumen. Mit "Free Stream" will sich A1 "von den Mitbewerbern abheben", erklärt A1-Chef Marcus Grausam.

EU-Richtlinien zur Netzneutralität

Da das allerdings eine Bevorzugung bestimmter Anbieter ist, könnte sich A1 mit dem Angebot massive Probleme einhandeln. Die EU-Richtlinien zur Netzneutralität sehen nämlich vor, dass bestimmten Datenpaketen in Telekommunikationsnetzen keine Vorfahrt auf der Datenautobahn eingeräumt werden darf. Dementsprechend hat die zuständige Telekom-Behörde RTR bereits ein Verfahren gegen A1 eingeleitet, wie eine Sprecherin dem STANDARD bestätigte.

A1 rechnet nicht mit Problemen

A1 sagt dem STANDARD, dass es vergleichbare Angebote in der EU – etwa in Deutschland und England – bereits gebe und man daher keine wirklichen Probleme erwarte. "Die Regelungen zur Netzneutralität gelten in der ganzen EU gleichermaßen und sind daher von allen Betreibern Europas zu respektieren. Selbstverständlich halten wir uns an die Netzneutralitätsverordnung und haben unser Produkt vorab auf Konformität geprüft", so A1-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm. Zudem betont der Mobilfunker, dass "jeder an 'A1 Free Stream' interessierte legale Musik- oder Videostreaming-Dienst sich dem Partnerprogramm anschließen kann".

Strenge Auslegung

Die in Österreich zuständige RTR hat bisher die Richtlinie sehr streng umgesetzt. So hat der Handynetzbetreiber "3" sein Musikstreaming mit Zero-Rating wieder vom Markt nehmen müssen. Zuvor hatte es massive Proteste von Netzaktivisten gegen den Mobilfunker gegeben. Kritik an dem neuen Angebot von A1 kommt von Thomas Lohninger von der Datenschutz NGO Epicenter Works: "Das Angebot von A1 verstößt klar gegen das EU Gesetz zur Netzneutralität. Die Kunden billiger Tarife zu drosseln ist genau das zwei Klassen Netz, vor dem wir immer gewarnt haben. Die Telekomregulierungsbehörde RTR muss hier schnell handeln und den Tarif verbieten." (Markus Sulzbacher, 14.11.2017)

Update 13:14: Die RTR hat bestätigt, dass bereits ein Verfahren gegen A1 eingeleitet wurde.