Wien – Die Gruppendynamik zeitigt oft überraschende Ergebnisse. Da kann es schon mal passieren, dass man sich in einer Situation wiederfindet, die man so gar nicht vor Augen hatte. Zum Beispiel nach Wahlen. Oder nach einem Angriff von Außerirdischen, der es verlangt, zeitnah ein Superheldenteam auf die Beine zu stellen. Doch die Weltenretter brauchen sich im Gegensatz zu den Normalsterblichen vorher wenigstens nicht dem Gruppendruck zu beugen.

Bringt das Fass zum Überlaufen: Aquaman.
Foto: Warner Bros.

Mit einem Heldentod beginnt jedoch auch Justice League: Superman hat es am Ende von Batman v Superman: Dawn of Justice erwischt, das Monster Doomsday ist seinem Namen gerecht geworden, die Freunde in Gotham City und Metropolis leisten Trauerarbeit. Doch das Böse lässt nicht lange auf sich warten, gerade so, als habe es die nunmehrige Schwäche der Welt erkannt: Steppenwolf heißt der Unhold, er trägt einen Helm mit zwei Hörnern, schwingt eine Axt aus Feuer, hat aschgraue, verrunzelte Haut und eine grummelige Stimme. Begleitet wird er von einer Schar libellenähnlicher Flugsoldaten, die aufgekratzt kreischend durch die Lüfte schwirren.

Ernste Lage

Nachdem Konkurrent Marvel mit der Zusammenführung seiner Helden in Avengers bereits Vorarbeit geleistet und es an der Kassa gehörig hat klingeln lassen, zieht nun auch DC Comics mit Justice League in Sachen Teambildung nach: Im gefühlten hundertsten Superheldenfilm des Jahres sind Batman (Ben Affleck), Wonder Woman (Gal Gadot), Cyborg (Ray Fisher), The Flash (Ezra Miller) und Aquaman (Jason Momoa) zur Grüppchenbildung angehalten. Jeremy Irons fungiert derweil als Batmans Stabsleiter, und Amy Adams als Supermans hinterbliebene Lois Lane am Schreibtisch.

Warner Bros. Pictures

Vom selbstironischen Tonfall, der die Marvel-Filme – wie die Thor-Saga – bestimmt, ist in der Inszenierung von Zack Snyder (300, Man of Steel) natürlich nichts zu bemerken: Mit gehörigem Ernst werden Neuzugänge akquiriert, bleibt kein Platz für Unstimmigkeiten oder spielerische Einzelgänge. Vom Reißbrett zum Rechner: Justice League rückt keinen Millimeter von der Schablone ab.

Von der Paradiesinsel der Amazonen über das Unterwasserreich von Atlantis bis zum russischen Atommeiler, in dem sich Steppenwolfs Schar versammelt, erfüllen auch die digitalen Schauwerte nicht mehr als ihren Zweck. Und damit jenen des Films, der einzig darin liegt, dass er das DC-Franchise weiterführt. (Michael Pekler, 15.11.2017)