Stillstand ist ebenso ein Fremdwort für Mount Kimbie wie Eindimensionalität. Das in London gegründete Minimal-Duo startete mit basslastigen Klangexperimenten, bei denen es mittels Samplings und Loops aus Dubstep-Versatzstücken Ambient-Electro-Tracks bastelte. Zugleich legte Mount Kimbie aber schon früher Wert darauf, dass dabei auch echte Songs entstanden – eine für elektronische Projekte eher seltene Tugend. Nach dem Debütalbum Crooks & Lovers (2010) war die Nachfolgeplatte Cold Spring Fault Less Youth (2013) zwar schon von unterschiedlichen Klangelementen geprägt, dennoch aber noch in die Welt der Clubsounds eingebettet. Mit dem dritten Album Love What Survives geht die Reise weiter. Nämlich getreu dem Motto "Zurück in die Zukunft" zu mehr Live-Instrumenten und zu einem eklektischen Streifzug in die Zeit des Postpunk und Synthiepop.

Dennoch verlieren sich Kai Campos und Dominic Maker nicht in einem Retroklang, dafür sind die Songs zu verschieden und abwechslungsreich. Mit den dominierenden Instrumenten, analogen Synthesizern, Gitarren, Bass, Vibrafon, Drumcomputer und Schlagzeug, lassen etliche Nummern Erinnerungen an New Order oder die frühen Cure aufkommen.

Was Mount Kimbie noch auszeichnet, ist die Wahl der Gastsängerinnen und Sänger: darunter etwa Mica Levi – die Produzentin kennt man auch als Micachu, hier hört man sie auf dem Track Marilyn. Weiters ist auf We Go Home Together mit James Blake ein alter Kumpel des Duos mit von der Partei. Auf Blue Train Lines mischt Punkjazz-Grenzgänger King Krule aka Archy Marshall mit.

Weil Live-Instrumente im Mittelpunkt stehen, kommt weitere Unterstützung von Keyboarderin Andrea Balency und Schlagzeuger Marc Pell. Letzteren haben Campos und Maker über Mica Levi kennengelernt – und da Mount Kimbie live erst recht eine richtige Band ist, werden Balency und Pell auch in Wien auf der Bühne stehen. (dog, 14.11.2017)