Wien – Der personelle Austausch zwischen der Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) und ihren Geschäftspartnern spielt offenbar nicht nur auf Generaldirektorenebene eine Rolle. Die Arbeit des Großauftragsnehmers für die IT-Modernisierung des Sozialversicherers, des Beratungsunternehmens Accenture, etwa wird von einem externen Controller begleitet. Diesen Auftrag hat die SVA an die Wiener Controlling Aktiengesellschaft vergeben, wie es "bei Projekten dieser Dimension üblich ist", wie ein SVA-Sprecher erläutert. Zur Erinnerung: Der Auftrag von Accenture ist fast 80 Millionen Euro schwer und bezieht sich aufs 2016 aufgesetzte Projekt "SVA 2020", das die SVA an die Spitze von Europas einschlägigen Sozialversicherern bringen soll.

Kontrolle und Kooperation

Die Consulting AG (gehört indirekt den Unternehmensberatern Robert König und Hans-Jörg Steffl) ist aufs externe Controlling vor allem von Sozialversicherungsprojekten spezialisiert. "Unsere Aufgabe ist es, das Programm SVA 2020 zu monitoren", erklärt Steffl, man prüfe also beispielsweise die Einhaltung von Budgets, Zeitplänen und zeige etwaige Risiken auf.

Mit Accenture allerdings verbindet die Consulting AG mehr als die Tatsache, dass sie deren Aufgabenerfüllung für die SVA kon trolliert. Die Consultinggesellschaft ist auch Subauftragnehmerin der Accenture – im Rahmen eines Auftrags für einen anderen Kunden. 2013 hat Accenture (unter Geschäftsführer Hans Aubauer; heute SCA-Generaldirektor) eine millionenschwere Ausschreibung des Krankenanstaltenverbunds (KAV) für Einkaufsoptimierung gewonnen. Fürs Kapitel "Sachkostenoptimierung im medizinischen Bereich" (also etwa bei der Medikation) ist die Consulting AG zuständig, eben als Subauftragnehmerin von Accenture.

Wie es zusammengeht, ein- und dasselbe Unternehmen bei einem Auftrag neutral zu kontrollieren, das bei einem anderen Projekt Auftraggeber ist? Laut Consulting-AG-Vorstand Steffl ist das: kein Problem. "An den beiden Projekten für KAV und SVA arbeiten verschiedene Teams, es geht um andere Tätigkeiten. Wir haben auch in Bezug auf Accenture keine Beißhemmung, unsere Controlling-Kompetenz ist unantastbar", erklärt Steffl und begegnet damit Beobachtern der SVA, denen die Auftragsfülle ein Dorn im Auge ist. "Die Frage der Optik" müssten aber andere beurteilen, so Steffl.

Mitarbeiteraustausch

Detail am Rande: Ein Exmitarbeiter der Consulting AG, ist heute Kogeschäftsführer jenes Gesundheitszentrums, das die SVA 2016 teilprivatisiert hat. Wie berichtet wurden 49 Prozent der SVA Gesundheitszentrum Betriebs-GmbH_ an eine Uniqa-Tochter verkauft. In die Betreibersuche war auch der damalige Consulting-AG-Mitarbeiter involviert; jedenfalls nahm er gemäß Protokoll an der Sitzung der SVA-Bewertungskommission vom 8. März 2016 teil. Bei dieser Besprechung wurde die "Durchführung einer exklusiven Endverhandlungsrunde" fixiert. Auf ihren positiven Abschluss sollte laut Protokoll die Entscheidung der Bewertungskommission folgen, "den Zuschlag dem erstgereihten Bieter, der Premiqamed Management GmbH zu erteilen". So geschah es, und der Exberater ist seit September 2016 Co-Chef der teilausgegliederten SVA-Tochter.

Auch das hat einen sachlichen Grund, so Consulting-Manager Steffl. Man habe den "exzellenten Berater" leider nicht halten können, weil der ein Masterstudium absolvieren wollte, das ihm die Consulting nicht habe ermöglichen können, die SVA aber schon. (gra, 14.11.2017)