Ein Poster mit dem libanesischen Premierminister am Mittwoch in Beirut.

Foto: AFP/JOSEPH EID

Paris/Beirut – Der libanesische Regierungschef Saad al-Hariri hat die Einladung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, nach Paris zu kommen, angenommen. Der Pariser Élyséepalast bestätigte am Donnerstagabend, dass Hariri nach Frankreich komme und am Samstag Macron treffen werde. Danach fliegt er nach Beirut weiter, um offiziell seinen Rücktritt einzureichen, berichtete eine Hariri nahestehende Quelle am Donnerstag. Bereits Anfang November hatte Hariri seinen Rücktritt im saudischen Fernsehen verkündet, was weltweit für Verwirrung sorgte.

Frankreichs Präsident hatte Hariri samt seiner Familie am Mittwoch nach Paris eingeladen. Zuvor habe Macron darüber mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman gesprochen, hieß es am Abend aus dem Präsidentenpalast.

Der verwirrende Rücktritt

Hariri hatte Anfang des Monats von Riad aus seinen Rücktritt erklärt. Als Grund deutete er ein Mordkomplott durch die Schiitenmiliz Hisbollah an, die vom Iran und Syrien unterstützt wird. Damit löste der 47-Jährige Spekulationen aus, dass sein Rückzug vom sunnitischen Saudi-Arabien erzwungen wurde, um Spannungen mit der Hisbollah zu erzeugen.

STANDARD-Erklärvideo zur politischen Krise im Libanon.
DER STANDARD

Der libanesische Präsident Michel Aoun behauptete am Mittwoch, dass Hariri in Saudi-Arabien festgehalten werde. "Premier Hariris Nichtrückkehr in die Heimat zwölf Tage (nach seinem Rücktritt) ist durch nichts zu rechtfertigen, deshalb betrachten wir ihn als festgehalten und in Gewahrsam", schrieb Aoun auf Twitter. Der Libanon werde sein Bestes tun, damit Hariri wieder freikomme. Beweise für seine Behauptung lieferte er allerdings nicht.

Er werde Hariris Rücktritt erst dann akzeptieren, wenn dieser ihn im Libanon erkläre, verkündete Aoun. Hariris angekündigte Frankreich-Reise kommentiert er mit den Worten, er hoffe, dass die Krise dann endlich vorbei sei.

Auch Macron drängt auf Rücktrittserklärung im Libanon

Vor seiner Einladung an Hariri drängte auch Macron darauf, dass der libanesische Premier den Rücktritt in seinem Heimatland bestätigt. Frankreich unterstütze die Unabhängigkeit und Autonomie des Libanon, erklärte Regierungssprecher Christophe Castaner: "Der Staatspräsident wünscht, dass der libanesische Premierminister seinen Wunsch nach einem Rücktritt im Libanon bekräftigen (und) bestätigen kann, falls das seine Entscheidung ist."

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian begann unterdessen einen zweitägigen Besuch in Saudi-Arabien, wo laut Diplomaten auch ein Treffen mit Hariri vorgesehen war. Zudem wollte Le Drian Kronprinz Mohammed treffen. Frankreich hat als frühere Mandatsmacht besonders enge Beziehungen zum Libanon. (APA, Reuters, 16.11.2017)