Nur Gott könne ihn aus dem Amt entfernen, fabuliert der 93-jährige simbabwische Präsident Robert Mugabe gern vor sich hin. Dass die angepeilte Regierungsdauer bis 2023 etwas zu optimistisch angesetzt war, ist seit Monaten klar. Gerüchte über eine Krebserkrankung Mugabes machen seit langem die Runde, bei Terminen schläft er immer wieder ein, beim Gehen muss er gestützt werden. Nun hat ihn anscheinend nicht Gott aus dem Amt entfernt, sondern die Machtgelüste seiner Ehefrau Grace (52), die wegen ihres ausschweifenden Lebensstils und ihrer Härte berüchtigt ist, auch "Gucci-Grace" genannt.

Sie wollte letztlich zu viel. Nämlich die Macht. Das Bürgerkriegsschreckgespenst im Falle eines "plötzlichen" Todes Mugabes, der das Land in den 37 Jahren seiner Amtszeit in den Ruin getrieben hat, stand längst im Raum, als Grace im Sommer in die Offensive gegangen war. Sie bat ihren Mann, doch bereits zu Lebzeiten einen Nachfolger – oder eine Nachfolgerin – zu benennen. Gleichzeitig starteten sie und ihre G40-Fraktion ("Generation der 40-Jährigen") innerhalb der Regierungspartei Zanu-PF eine politische Offensive zur Entmachtung des bisher als wahrscheinlichster Nachfolger gehandelten, langjährigen Mitstreiters des Präsidenten, Emmerson Mnangagwa. Er wurde Anfang vergangener Woche abgesetzt, Grace wollte ihm nachfolgen.

Die Armee allerdings hat sich nun für Mnangagwa und gegen den nicht nur aus ihrer Sicht senilen Mugabe und dessen Frau entschieden – was schon lange absehbar war. Mnangagwa hat beste Kontakte in die Armee, in der Partei wird er von großen Teilen als logischer Nachfolger des ehemaligen Freiheitshelden Mugabe gesehen. Das Zeitfenster ist auch deshalb ideal, weil die Bevölkerung mehr und mehr die Geduld mit der kleptokratischen Mugabe-Familie verliert, die sich am illegalen Diamantenhandel bereicherte und Wahlen fälschte, während das Land wirtschaftlich in die Knie gegangen ist. Demonstrationen für Mugabe sind unwahrscheinlich.

Jetzt bleibt zu hoffen, dass das Militär den Weg für Wahlen frei macht und eine geregelte Übergangsphase folgt. Allerdings ist es mehr als zweifelhaft, dass Mnangagwa derjenige ist, der dem Land den ersehnten Wandel bringen könnte. Der Hardliner mit dem Spitznamen "Krokodil" half Mugabe jahrelang, sich durch Unterdrückung der Opposition an der Macht zu halten. Er ist quasi Mitkonstrukteur der Diktatur. Aktuell ist Simbabwe in einem miserablen Zustand: Hyperinflation, Arbeitslosigkeit, Seuchen sind die Geißeln, die Mnangagwa zwar zu bekämpfen verspricht. Doch weit und breit ist niemand zu sehen, der in einem Wahlkampf auf die Einhaltung dieser Versprechen drängen könnte. Die Opposition ist seit der Wahlniederlage 2013 massiv zerstritten.

Folgt Mnangagwa auf Mugabe, hätte das Militär zwar das Ende der unseligen Mugabe-Ära erreicht – und die Clique rund um "Gucci-Grace" von den Trögen verdrängt. Die Kleptokratie wäre aber damit noch lange nicht beendet. (Manuela Honsig-Erlenburg, 15.11.2017)