Ob Gasherd oder Gastherme: Diesen Winter sollten sich Haushalte in Österreich keine Sorgen machen müssen, dass sie bei der Jahresabrechnung etwas nachzahlen müssen. Die Preise gehen tendenziell zurück.

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Wien – Der vorige Winter ist so manchem Haushalt in Österreich ungut in Erinnerung geblieben. Es gab jede Menge Nachverrechnungen bei Gas, weil auf einen milden ein vergleichsweise strenger Winter mit tiefen Temperaturen gefolgt war, was in der Jahresabrechnung vielfach zu einer Nachschusspflicht führte. Das könne im kommenden Winter kaum passieren, meint man bei der Marktüberwachungsbehörde E-Control. Selbst im Fall eines strengen Winters mit entsprechend hohem Heizbedarf sollten tendenziell sinkende Preise den höheren Gasverbrauch kompensieren.

Gas sollte langfristig billig bleiben, weil der Wettbewerb zwischen Gasanbietern international eher zu- als abnehme. Das liege nicht zuletzt an den immer größeren Mengen an LNG (verflüssigtem Erdgas), das nicht zuletzt aus den USA verstärkt nach Europa dränge. Laut Internationaler Energieagentur werden die USA im Jahr 2020 nicht nur bei Erdöl, sondern auch bei Gas zu einem Nettoexporteur. Grund sind die riesigen Vorkommen an Schiefergas, die sukzessive ausgebeutet, teilweise verflüssigt und per Schiff unter anderem nach Europa gebracht werden. Hier konkurriert es mit Pipelinegas hauptsächlich aus Russland.

Größtes Einsparpotenzial in Oberösterreich

Bei Strom hingegen sollten sich Haushalte nach einem guten Jahrzehnt sinkender Preise eher auf eine Gegenbewegung einstellen. Doch selbst dann könnten Haushalte sparen, indem sie aktiver zwischen verschiedenen Angeboten wählen. Derzeit gebe es das größte Einsparpotenzial in Oberösterreich, wo sich ein Haushalt beim Wechsel vom angestammten Stromversorger zum günstigsten Anbieter im ersten Jahr inklusive Wechselrabatt etwa 330 Euro ersparen könne, wie die E-Control-Vorstandsdirektoren Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer bei der Präsentation des Marktberichts am Donnerstag sagten. Bei Gas gebe es die höchste Ersparnis in Klagenfurt, wo sich ein durchschnittlicher Haushalt inklusive Neukundenrabatt im ersten Jahr 650 Euro ersparen könne.

Wechseln wird nach anfänglicher Zurückhaltung immer populärer in Österreich. So haben von Jänner bis September 263.000 Strom- und Gaskunden ihren Anbieter gewechselt, 29 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit einer Wechselrate von 3,3 Prozent bei Strom und 4,5 Prozent bei Gas liege man im europäischen Vergleich "eher im hinteren Teil", wie Urbantschitsch ausführte. Wenn man aber dieselben Maßstäbe in der Definition eines Wechsels anlege, nämlich einen neuen Lieferanten und nicht nur ein neues Produkt berücksichtige, dann sei man "durchaus im Mittelfeld".

Vorarlberger wechseln kaum

Am häufigsten haben die Oberösterreicher im Berichtszeitraum ihren Anbieter gewechselt, gemessen an der Einwohnerzahl. Dahinter folgten Kärntner und steirische Haushalte. Am seltensten haben Vorarlberger einen anderen Anbieter gesucht.

Die Zahl der Anbieter hat sich im Berichtszeitraum sowohl bei Strom als auch bei Gas lediglich um einen erhöht; dafür hat sich die Produktpalette verbreitert. Insgesamt sind derzeit 152 Stromanbieter auf dem Markt, die vier Millionen Haushalte und gut 600.000 Gewerbebetriebe mit Strom beliefern. Je nach Region stehen in der Regel einem angestammten Lieferanten 25 alternative Anbieter gegenüber. Bei Gas sind es insgesamt 42 Lieferanten, die Hälfte davon alternative Anbieter, die 1,3 Millionen Haushalte und knapp 80.000 Gewerbe- oder Industriebetriebe mit Gas beliefern. (Günther Strobl, 16.11.2017)