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Eine Mutation des Gens Serpine1 dürfte manche Amische länger leben lassen.

Foto: Epa/Matthew Cavanaugh

Indianapolis – Ihre geografische und genetische Isolation macht die Amischen für wissenschaftliche Studien interessant: Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft, die ihre Wurzeln in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas hat, leben in den USA bis heute sehr zurückgezogen und heiraten nur innerhalb der Gruppe.

Wissenschafter haben nun bei Amischen im Bundesstaat Indiana eine offenbar lebensverlängernde Genmutation entdeckt: Träger einer mutierten Genkopie lebten nach Angaben der im Fachmagazin "Science Advances" veröffentlichten Studie durchschnittlich zehn Jahre länger. "Sie leben aber nicht nur länger, sie leben gesünder", sagte Studienleiter Douglas Vaughan von der Northwestern University Feinberg School of Medicine.

Therapeutische Hoffnung

Vaughan und Kollegen untersuchten 177 Mitglieder der Amischengemeinschaft in Berne im US-Staat Indiana. Dabei fanden sie heraus, dass 43 Amische eine mutierte Kopie des Gens Serpine1 tragen. Die Personen mit dem mutierten Gen wurden im Durchschnitt 85 Jahre alt – Amische ohne die Gen-Kopie dagegen durchschnittlich 75 Jahre. Zudem litten die Träger des mutierten Gens seltener an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Wissenschafter gehen davon aus, dass das mutierte Serpine1-Gen zu einem starken Rückgang der Produktion des Proteins PAI-1 führt. Schon zuvor hatten Forscher bei Tierversuchen herausgefunden, dass PAI-1 einen Einfluss auf den Alterungsprozess hat. Das wecke Hoffnungen auf eine therapeutische Nutzung, so die Autoren der Studie.

Sie wollen mit einem Medikament den Effekt des Proteins PAI-1 unterdrücken. Erste Tests gab es bereits in Japan. Mäuse, die mit dem Medikament behandelt wurden, lebten viermal so lange wie Tiere aus einer Kontrollgruppe und hatten keine der typischen Alterserkrankungen. Die japanischen Behörden genehmigten nach den Angaben Vaughans nun eine zweite Testphase. In den USA strebt die Northwestern University ebenfalls eine Testgenehmigung an. (APA, red, 16.11.2017)