Wien – Das Große Löwenmaul (Antirrhinum majus), in Österreich auch unter dem klingenden Namen "Froschgoscherl" bekannt, ist als Zierpflanze weit verbreitet. Ihr natürlicher Lebensraum ist die Mittelmeerregion. In den spanischen Pyrenäen gibt es gelbe und purpurne Löwenmäuler mit jeweils andersfarbigen Tupfern.

Den Farbunterschied verursacht der Gegenspieler eines Farbstoff-Gens, den es jeweils nur in einer der beiden Varianten gibt, berichtet nun ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Er ist evolutionär noch jugendlich. Die Studie erschien im Fachjournal "Science".

Das Team um Enrico Coen vom John Innes Centre in Norwich (Großbritannien) entdeckte bei den Purpur gefärbten Löwenmäulern, dass ein Gen für die Herstellung des gelben Farbstoffes verdoppelt wurde, die zweite Kopie aber verkehrt herum vorliegt. Dadurch wird in ihren Blütenzellen eine invertierte Version (sRNA) abgeschrieben, die das normale Transkript (mRNA) blockiert und dem Abbau preisgibt.

David Field vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien konnte zeigen, dass ein starker Selektionsdruck die beiden Varianten scharf voneinander abgrenzt. "Sehr wahrscheinlich kommt er dadurch zustande, dass die Bestäuber effizient angelockt werden müssen", sagte der Forscher.

Anhand dieser invertierten Dublette könne man quasi der Evolution bei der Arbeit zusehen, so der Wissenschafter. Denn diese "sRNA" sei vermutlich das Jugendstadium der in der Genregulation sehr verbreiteten, viel kürzeren "mikro-RNAs". Ihr Alter schätzt Field auf "nur" 100.000 Jahre ein. (APA, 17.11.2017)