Man kommt ziemlich weit rum – mit dem Festival Wien Modern: musikstilistisch sowieso. Allein, es ist durch die Wahl der Spielorte auch durchaus möglich, auf der Schmelz zu landen. Im Askö BewegungsCenter liegt man dann auf einer Trainingsmatte und staunt, wie sich zu wilden Klavierkapriolen und perkussiven Fliegenprackerstücken ambitionierte Tanzmenschen um die Erschöpfung ihrer Körper mühen.

Später wandert der Besucher zum Schutzhaus Zukunft – es ist dies die zweite Station eines Projektes, welches das Ensemble Platypus und die Musiktheatergruppe "netzzeit" im Sinn einer Grenzerfahrung zu Wien Modern brachten. Im Schutzhaus geht es dann um die "Grenzen im Kopf". Eine feucht-fröhliche musikumrahmte Runde wird mit all ihren Ansichten kenntlich gemacht. Es klirren Gläser. Eine Sprache der düsteren Andeutungen erschallt und lässt jene Wut erkennen, die sich aus Ressentiments gegenüber weltanschaulich Liberalem offenbart.

Hernach das Finale – mit einer Wanderung zu den "Grenzen der Zeit" samt der Erfahrung von Endlichkeit: Im Seniorenheim "Haus zum Leben / Haus Schmelz" sitzen die Besucher solo auf Tischen vor einer Unmenge alter Fotos. Sopran, Geige und Klarinette offenbaren derweil ihre Künste in diesem Speisesaal des Heimes. Es sind Musiker des Ensembles Platypus, die auch das Finale des Projektes (am Samstag) im Museumsquartier bestreiten werden. Es geht dabei um die Verdichtung der auf der Schmelz gemachten Erfahrungen, also ums Fortspinnen, Variieren und Weitererzählen der drei Teile. Die Werke (u. a. von Maria Sánchez-Verdú, Jorge Sánchez-Chiong, Panayiotis Kokoras, Sergej Newski und Marina Poleukhina) werden wieder erklingen.

Zudem würden die Grenzthemen von drei ZeichnerInnen während des samstägigen Konzerts live visualisiert. (tos, 16.11.2017)