Der Dom ist das Herz der Erzdiözese Salzburg. Erstmals haben die Hausherren die Reputation der Institution Kirche abfragen lassen.

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Salzburg – Für Prälat Balthasar Sieberer handelt es sich in erster Linie um ein "Hinhörprojekt". Im Auftrag der Erzdiözese Salzburg hat ein Forscherteam der Uni Salzburg aus dem Bereich Organisationskommunikation die Reputation der römisch-katholischen Kirche in Österreich erhoben.

Die Studie ist umfangreich: Befragt wurden mehr als 1000 repräsentativ ausgewählte Österreicher und zusätzlich rund 450 Pfarrgemeinderäte aus Salzburg. Ergänzend haben die Wissenschafter rund 7000 Medienbeiträge von 2004 bis Mitte 2017 ausgewertet. Das Ergebnis ist für den ehemaligen Dompfarrer Sieberer, der den diözesanen Zukunftsprozess in Salzburg leitet, nun Grundlage für die weitere Diskussion.

Das wohl Positivste aus Sicht der katholischen Kirche: Sie ist in Sachen Resonanz immer noch die dominante konfessionelle Institution. Auf 100 Beiträge über die katholische Kirche kommen nur zehn über die evangelische. Und: Mit dem Amtsantritt von Papst Franziskus im Jahr 2013 hat sich trotz der nach dem ersten Hype sinkenden medialen Aufmerksamkeit die Meinung über die Kirche deutlich verbessert. Die Fokussierung auf den Papst berge ein Risiko, warnen die Kommunikationsforscher – "beispielsweise im Falle einer Demission von Franziskus".

Austritte wegen Missbrauchsfälle und Laun

Vor Franziskus sei rund um die 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsfälle der Ruf der Kirche im Keller gewesen, hält die Studie fest. Wobei – wenig verwunderlich – die schlechte Meinung über die Kirche mit der Zahl der Austritte nicht nur unmittelbar zusammenhänge, sondern auch die Berichterstattung über die Austritte weitere Menschen veranlasse, der Kirche den Rücken zu kehren. Auch andere Skandale wie etwa umstrittene Aussagen des ehemaligen Salzburger Weihbischofs Andreas Laun werden in der Reputationserhebung negativ abgebildet.

Die Untersuchung dokumentiert auch das zunehmende Schwinden der Integrationskraft der Kirche im Alltag. Sie werde bestenfalls noch über Feiertage oder seltene Ereignisse wie Taufe und Tod wahrgenommen: "Solange Verhaltensregulierungen (Verbote) das Profil der katholischen Kirche bei den Menschen prägen und weniger die spirituellen Glaubensinhalte (Angebote), wird sich die Bindung der Menschen an die Kirche weiter auflösen."

Ohne Bischofskonferenz finanziert

Folgt man den Studienergebnissen, dann müsse sich die Kirche in zwei Bereichen neu orientieren. Es bestehe "eine klare Erwartungshaltung", dass "die Kirche den Bedürftigen eine Stimme gibt". Franziskus sei hier ein Role-Model. Und es bestehe "bis weit in die Kreise der internen Bezugsgruppen" – gemeint sind die aktiven Laien – eine klare Erwartung in Bezug auf kirchliche Reformen. Eine Reformagenda in den Bereichen Rolle der Frau, Haltung zu Homosexuellen, Umgang mit Geschiedenen wäre profilbildend.

Detail am Rande: Wie viel die Erzdiözese für die Studie ausgegeben hat, war bei der Präsentation am Donnerstag übrigens nicht zu erfahren. Nur so viel: Die Bischofskonferenz hat sich trotz Anfrage aus Salzburg erst gar nicht beteiligt. (Thomas Neuhold, 17.11.2017)